Deutsch-jüdische Nachkriegsgeschichte: Migration, Konflikte und intellektueller Neubeginn.War die Geschichte jüdischen Lebens in der Bundesrepublik in erster Linie ein langfristig erfolgreicher Prozess von Aussöhnung und Neubeginn nach dem Holocaust? Oder verharrten die wenigen jüdischen Überlebenden, die sich im »Land der Täter« ansiedelten, lediglich auf »gepackten Koffern« und traten öffentlich kaum in Erscheinung? Am Beispiel der Stadt Frankfurt am Main und der Juden, die dort nach 1945 lebten, zeigt sich die Widersprüchlichkeit und Komplexität der jüdischen Nachkriegsgeschichte Westdeutschlands wie unter einem Brennglas.In Frankfurt entstand unter dem Schutz der amerikanischen Besatzungsmacht rasch ein Netz jüdischer Institutionen und später eine intellektuelle Szene, deren Leuchtturm das aus dem Exil zurückgekehrte Institut für Sozialforschung war. Gleichwohl blieb das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden in Frankfurt besonders konfliktreich. Tobias Freimüller zeichnet die Neuanfänge und Brüche jüdischen Lebens als Geschichte von Migrations- und Fremdheitserfahrungen, aus denen sich in den 1980er Jahren schließlich ein neues jüdisches Selbstbewusstsein entwickelte.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Sorgsamer und souveräner als Tobias Freimüller es in "Frankfurt und die Juden" tut, hätte man die Geschichte des jüdischen Lebens in Frankfurt nach dem Krieg kaum erzählen können, findet Rezensent Jörg Später. Fundiert und strukturiert berichtet er vom mühevollen Neuanfang nach 1945, von der wiedergewonnen Sichtbarkeit jüdischen Lebens in Frankfurt seit den Achtzigern, von gelungener Interaktion zwischen Frankfurter Juden und Nichtjuden, aber auch von den Schwierigkeiten, den Rückschlägen und Unsicherheiten, von Generationenkonflikten und anhaltendem Antisemitismus, so Freimüller. Dabei stützt er sich ebenso auf Zahlen und Statistiken wie auf Zeitzeugenberichte und herausragende Lebensläufe. Informiert sind seine Analysen insbesondere von den Ansichten jüdischer Intellektueller wie Micha Brumlik, Paul Arnsberg oder Daniel Cohn-Bendit, stellt der Rezensent fest. So gelingt dem Autor eine sinn- und niveauvolle Zusammenführung von "Zeitgeschichte und jüdischer Geschichte" so der überzeugte Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Wer Freimüllers überzeugende Studie über die Frankfurter Nachkriegsgemeinde liest, erfährt das Wichtigste über die erstaunliche Neubegründung der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland nach 1945.« (Hans Riebsamen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.05.2020) »Informationsgewinn durch Lesevergnügen. Ein Meisterwerk.« (Thomas Scheben, Bücherzettel der Stadt Frankfurt a.M., 16.07.2020) »(Freimüller) ist das seltene Kunststück gelungen, ein Stück solider Geschichtsschreibung abzuliefern, das zugleich in reportagehaften Passagen die Ereignisse lebendig werden lässt.« (Frankfurter Neue Presse, 01.08.2020) »Zeitgeschichte und jüdische Geschichte sind in Freimüllers 568 gesättigen Seiten über Frankfurt und seine Juden in eine sinnvolle Verbindung miteinander getreten.« (Jörg Später, taz. die tageszeitung, 05.10.2020) »ein überaus beeindruckender Beitrag zur jüdischen und bundesrepublikanischen Geschichte« (Zarin Aschrafi, H-Soz-Kult, 05.03.2021) »Freimüller ist eine Lokalstudie gelungen, deren Lektüre zum Verständnis deutsch-jüdischen Lebens nach 1945 unentbehrlich ist.« (Michael Brenner, Historische Zeitschrift, Bd. 312, 2021) »Das Buch zeugt von der historischen Kompetenz des Autors und profitiert vor allem von seinen reichen Kenntnissen über Frankfurt und die jüdische Gemeinde der Stadt.« (Andrea A. Sinn, PaRDeS, Dezember 2021) »eine gelungene, wichtige und willkommene Ergänzung der Forschung zum jüdischen Leben in Deutschland« (Andrea A. Sinn, PaRDeS, Dezember 2021)







