Früher war alles besser - auch Weihnachten. Da war Weihnachten ein Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Da brannten noch echte Kerzen am Christbaum und die Weihnachtslieder kamen nicht aus dem CD-Player. Ja früher, da gab es kein Hetzen bei der Bescherung, kein Schenken ohne Herz und Sinn.
„Früher
war mehr Lametta“ - das war einmal, und das ist schon lange her. Dass in unserer heutigen Zeit…mehrFrüher war alles besser - auch Weihnachten. Da war Weihnachten ein Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Da brannten noch echte Kerzen am Christbaum und die Weihnachtslieder kamen nicht aus dem CD-Player. Ja früher, da gab es kein Hetzen bei der Bescherung, kein Schenken ohne Herz und Sinn.
„Früher war mehr Lametta“ - das war einmal, und das ist schon lange her. Dass in unserer heutigen Zeit Weihnachten hinterhältig, ja mitunter unheilig sein kann, beweisen die Weihnachtsgeschichten in dem gleichnamigen Diogenes-Band.
In der Auftaktgeschichte „Spekulatius“ erzählt Doris Dörrie von der 40jährigen Pauline, die Weihnachten im sonnigen, heißen Kalifornien verbringt und sich auf ein Fest ohne Baum, Lieder und Spekulatius freut. Doch dann kommt alles ganz anders. Von Heinrich Böll ist die bekannte Erzählung „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ vertreten, wo eine Familie der Mutter zuliebe jeden Tag um 18.30 Uhr Heilig Abend feiert.
Bei Patricia Highsmith tickt dagegen zu Weihnachten eine Uhr und es kommt ausgerechnet in dieser besinnlichen Zeit zu einer Scheidung. David Sedaris geht es in seiner Geschichte „Weihnachten heißt Schenken“ sogar soweit, Organe zu verschenken und so landen die Schenkwütigen auf dem Operationstisch. Elke Heidenreich, Ingrid Noll, Andrej Kurkow oder Hans Christian Andersen steuerten ebenfalls Geschichten zu dem Auswahlband bei. Erich Kästner, Wilhelm Busch oder Joachim Ringelnatz sind dagegen mit hinterhältigen Weihnachtsgedichten vertreten, während Sempe, Tomi Ungerer und andere Cartoonisten das ungewöhnliche Weihnachtsbuch mit einigen Zeichnungen illustrierten.
Fazit: Eine unterhaltsame Weihnachtsanthologie für alle, die genug haben von Weihnachtskitsch und -zwängen.
Manfred Orlick