Die Frühschriften von Norbert Elias umfassen die Dissertation und eine Reihe kleinerer Texte, die bislang meist nicht wieder neu publiziert wurden. Ihr Spektrum reicht von den ersten Texten wie Sehen in der Natur und Idee und Individuum bis hin zu seinen Stellungnahmen auf dem Züricher Soziologentag zu den Themen Anfänge der Kunst und Konkurrenz auf dem Gebiet des Geistigen, die ihn als jungen Heidelberger Dozenten zeigen, der zwischen seinem Lehrer Alfred Weber und seinem Kollegen Karl Mannheim steht. Der Beitrag zur Soziologie des Antisemitismus und zwei Aufsätze für Klaus Manns Zeitschrift Die Sammlung, die er in seiner Pariser Exilzeit schrieb, werfen ein Licht auf seine Auseinandersetzung mit den Fragen des Assimilationsprozesses.
Die Frühschriften lassen einen klaren Denkweg erkennen, geprägt von einer humanistischen Ausbildung und weitgefächerten Interessen von der Kunstwissenschaft bis hin zur Wissenschaft der Natur.
Die Frühschriften lassen einen klaren Denkweg erkennen, geprägt von einer humanistischen Ausbildung und weitgefächerten Interessen von der Kunstwissenschaft bis hin zur Wissenschaft der Natur.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Schon in seiner Dissertation aus dem Jahre 1922, die unter dem Titel "Idee und Individuum" in Breslau erschien, war Elias späteres Denken vorgezeichnet, erklärt Rezensent Fritz Göttler. Wie Göttler ausführt, entzaubert Elias darin mit seiner Kritik am Allgemeinen eine der Grundfesten der Aufklärung. Ironischerweise reichte Elias seine Dissertation bei dem eingefleischten Kantianer Richard Hönigswald ein, der sogleich einige Kant kritische Seiten herausriss, berichtet Göttler. Nichtsdestoweniger kann man die Arbeit nach Ansicht des Rezensenten noch immer mit Vergnügen lesen, handelt es sich doch um ein leidenschaftliches Stück Wissenschaft. Laut Göttler entwickelt Elias hier seine dialektische Geschichtsbetrachtung und lässt keinen Zweifel daran, dass er mit der Philosophie "nichts am Hut hat", denn Geschichte habe für ihn mit Erfahren und Erleben zu tun. Wichtiger als seine Dissertation, dem Herzstück der Frühschriften, sind für den Rezensenten die Nebenstücke, in denen sich Elias verschiedensten Phänomenen widmet. Wie Benjamin versucht er sich zum Beispiel über den Kitsch, daneben übt er sich in verschiedensten Genres, zum Beispiel Naturbetrachtungen und Anekdoten in der Tradition des Plutarch. Elias ging es nie um die Sachen an sich, noch um die Ideen, sondern um das Verhältnis von Dingen und Menschen, fasst der Rezensent zusammen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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