Während seiner großen Nordamerikareise, die eigentlich den Beobachtungen des amerikanischen Rechtssystems gewidmet war und der wir letztendlich auch sein Hauptwerk »Die Demokratie in Amerika« verdanken, begab sich Alexis de Tocqueville für zwei Wochen auf Abwege. Auf der Suche nach der Wildnis und den Ureinwohnern des Kontinents durchreist er den Bundesstaat New York, überquert den Eriesee und findet schließlich fast unberührte Täler im Distrikt Michigan. Der Bericht seiner Eindrücke und Begegnungen zeichnet ein unmittelbares Bild von der Verheerung und Erschließung, der Zerstörung und Zivilisierung des Kontinents und seiner Bevölkerung.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Mit einigem Interesse liest Rezensentin Tania Martini die erstmals in deutscher Übersetzung vorliegenden Notizen Alexis de Tocquevilles zu seiner zweiwöchigen Reise in die Welt jenseits der Frontier, die er am Rande seiner großen Amerikareise im Jahr 1831 unternommen hatte. Der Autor "brilliert durch seine genaue Beobachtungsgabe" und vermag dadurch, wie Martini unterstreicht, das Ausmaß der Zivilisierung der "Neuen Welt" noch anschaulicher zu vermitteln als in seinen beiden großen, in diesem Tagebuch bereits vorskizziert wirkenden Klassikern über die noch frische amerikanische Nation. Interessant ist diese Reise in die "Wildnis" vor dem Hintergrund der seinerzeit noch nicht vollends historisierten Debatten über die Natur des Menschen, wie sie Hobbes, Locke und Robespierre geführt haben, so die Kritikerin. Wobei sich Tocqueville durchaus in Widersprüche verstrickt, hält Martini fest: Ureinwohner und Siedler faszinieren und verstören ihn zu gleichen Teilen, Misstrauen und Voreingenommenheiten geißelt er genauso wie die seiner Ansicht nach "freiheitsgefährdende" Demokratie, auch wenn Martini sich beeilt hinzuzufügen, dass Tocqueville darunter vor allem "Wettbewerbsindividualismus" und das Primat der Ökonomie verstand.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Tocqueville hat ein unglaubliches Gespür für Ambivalenzen - insofern ist dieser knapp zweihundert Jahre alte Text auch heute noch mit Gewinn zu lesen.« Carsten Hueck, Deutschlandradio Kultur















