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Freiheit und Gleichheit waren lange gleichrangige Ziele. Trotz anderslautender Lamentos steht Freiheit weiterhin hoch im Kurs, während kaum eine Partei radikale Maßnahmen zur Reduzierung der materiellen Ungleichheit im Programm hat. Der kleinste gemeinsame Nenner ist Chancengleichheit: In der Konkurrenz um knappe Ressourcen sollen alle an derselben Startlinie loslaufen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung übersetzt sich das in Begriffe wie »Chancenbudget« und »Kinderchancenportal«. Die Logik der Chancengleichheit ist die Ideologie einer Gesellschaft, die sich nur noch als Wettbewerb aller…mehr

Produktbeschreibung
Freiheit und Gleichheit waren lange gleichrangige Ziele. Trotz anderslautender Lamentos steht Freiheit weiterhin hoch im Kurs, während kaum eine Partei radikale Maßnahmen zur Reduzierung der materiellen Ungleichheit im Programm hat. Der kleinste gemeinsame Nenner ist Chancengleichheit: In der Konkurrenz um knappe Ressourcen sollen alle an derselben Startlinie loslaufen. Im Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung übersetzt sich das in Begriffe wie »Chancenbudget« und »Kinderchancenportal«.
Die Logik der Chancengleichheit ist die Ideologie einer Gesellschaft, die sich nur noch als Wettbewerb aller gegen alle denken kann. Ihre Basis, so César Rendueles, ist die Zunahme der Ungleichheit seit den achtziger Jahren. Dabei sind wir Menschen, zeigt der spanische Soziologe, eine ausgesprochen egalitäre Spezies. Allerdings beruht Gleichheit auf einem entsprechenden Ethos und Institutionen wie dem Wohlfahrtsstaat. Wollen wir diese wiederherstellen, müssen wir begreifen, dass es um eine Gleichheit der Ergebnisse geht, dass dieser Kampf nie abgeschlossen sein wird - und dass wir ihn nur gemeinsam gewinnen können.
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Autorenporträt
César Rendueles, geboren 1975 in Girona, lehrt Soziologie an der Universidad Complutense de Madrid. Raul Zelik, 1968 in München geboren, ist Schriftsteller und Politikwissenschaftler und publiziert seit vielen Jahren zu den sozialen Kon¿ikten in Lateinamerika. Bis 2013 lehrte er als Associate Professor an der Nationaluniversität Kolumbiens in Medellín. Seit 2016 ist er Mitglied im Bundesvorstand der Partei Die Linke.
Rezensionen
Der Soziologe César Rendueles "denkt spitz und schreibt noch spitzer", gibt Rezensent Thomas Kaspar gern zu, aber ein Pamphlet würde er in diesem Buch nicht sehen, eher eine scharfe Gegenwartsanalyse. Rendueles möchte Schluss machen mit dem egoistischen Individualismus, der Idolatrie persönlicher Freiheit und der harmlosen Forderung nach Chancengleichheit und stattdessen wieder die materielle Gleichheit auf die Tagesordnung setzen, erklärt der Rezensent, der sich damit ganz einverstanden zeigt. Am Beispiel der zunehmenden Geschlechtergerechtigkeit zeigt ihm der spanische Soziologe schlüssig, dass die materielle Gleichstellung tatsächlich auch zu einem Freiheitsgewinn für beide Geschlechter führte. Das überzeugt den Rezensenten, der auch von Rendueles mitnimmt, wie verheerend sich das Homeoffice auf solidarisches Handeln am Arbeitsplatz auswirkt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Julia Werthmann hat dieses Buch sehr gern gelesen. César Rendueles, Soziologieprofessor und "Vordenker" der linkspopulistischen spanischen Partei Podemos, verficht in seinem gut lesbar geschriebenen Pamphlet, wie er es selbst nennt, die Idee, dass materielle Gleichheit eigentlich wichtiger ist als Freiheit, oder, wie er es sagt, echte Freiheit gibt es nur, wenn es allen materiell gut geht. Dass Chancengleichheit diesen Zustand nicht herstellen kann, ist für Rendueles klar, weil daran ein Wettbewerb anknüpft. Und die Idee der Leistung - nunja, selbst Steve Jobs hat von staatlichen Leistungen profitiert, lernt Werthmann. Rendueles' Traum ist der "Wohlfahrtsstaat der Nachkriegszeit",  so die Rezensentin, mit augenwässernden Spitzensteuersätzen. Werthmann sagt nicht, wie plausibel sie das findet, aber sie findet Trost in der Vorstellung, das Zukunft immer noch gestaltet werden kann.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Zu den Glanzstücken in Rendueles' Argumentation gehört seine polemische, aber soziologisch fundierte und analytisch scharfsinnige, Auseinandersetzung mit der Ideologie zur Rechtfertigung dieser Ungleichheit.« Moritz Klein Deutschlandfunk 20221102