Thomas Frantz ist Schachboxer, Flaneur aus Instinkt und freier Journalist, der schon bessere Tage gesehen hat. Mit wachsender Wut über den fahrlässigen Bewusstseinszustand der Welt lässt der notorische Chronist sich durch das Großstadtleben treiben: von den Kabbalisten zu schlaflosen Swingern, von der Demo der Prekarianer in die Wettbüros Neuköllns, von der Pecha-Kucha-Nacht in den alten Westen, der wortwörtlich abkackt. Die neue Formlosigkeit lässt ihn verzweifeln: Er versteht nicht, dass die ehemalige SED-Verwaltungszentrale - zuvor das Hauptquartier der Hitlerjugend und davor Kaufhaus jüdischer Geschäftsleute - jetzt von Londoner Heuschrecken mit großzügiger Ignoranz gegenüber den Grausamkeiten der Geschichte in einen Society-Club und Wellnesstempel umgebaut wird. Wie überhaupt Berlin zu einem gewaltigen Spielplatz mutiert ist, dessen Bewohner in Streetart oder Esoterik Lebenssinn suchen. Da fegt die junge Doktorandin Sandra durch sein Leben wie der Hurricane Katrina: Könnte für ihn doch alles noch einmal anders werden?
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ressentimentgeladen und leider ohne Lösung, so urteilt Katharina Teutsch über diesen Berlin-Roman von Helmut Kühn. Für einen neuen Franz Biberkopf reicht es bei Kühn nicht, wie Teutsch zu verstehen gibt, sein Held ist ein schachboxender Sozialromantiker, ein Stammtischsozialist, der selbst Teil des Problems ist, gegen das er losschwadroniert, wie Teutsch kritisch feststellt. Die ewigen Biomarkt-Anekdoten kann sie nicht mehr hören, und so bleibt es ihr schleierhaft, wieso dieser Roman so gefeiert wird.
© Perlentaucher Medien GmbH
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