Richard Brandes hat seinen vierten Brandenburg-Krimi veröffentlicht, der mich wie schon seine Vorgänger wieder einmal begeistert hat.
Mag der Titel auch etwas sehr reißerisch daherkommen, so weiß man, wenn man die Reihe um Hauptkommissarin Carla Stach und ihre Entourage kennt, dass hier gerade die
ruhigeren Momente oft die eindringlichsten sind. Man kann das Buch übrigens ohne weitere…mehrRichard Brandes hat seinen vierten Brandenburg-Krimi veröffentlicht, der mich wie schon seine Vorgänger wieder einmal begeistert hat.
Mag der Titel auch etwas sehr reißerisch daherkommen, so weiß man, wenn man die Reihe um Hauptkommissarin Carla Stach und ihre Entourage kennt, dass hier gerade die ruhigeren Momente oft die eindringlichsten sind. Man kann das Buch übrigens ohne weitere Vorkenntnisse lesen – in meinen Augen sind jedoch auch alle drei Vorgängerbände absolut lesenswert!
Diesmal dreht sich alles um das zentrale Thema Vertrauen und Zweifel, in jeglichem Kontext. Ob Mutter-Kind-Beziehung, Partnerschaften oder Kollegen – es zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Buch.
Toni, Kathrins leiblicher Sohn und der Ziehsohn ihrer Ehefrau Carla, steht unter dringendem Verdacht, seine Freundin Annike getötet zu haben. Viele Hinweise deuten auf seine Schuld hin. Doch war er es tatsächlich? Geschockt darüber, neben seiner toten Freundin aufzuwachen, tritt er die titelgebende Flucht an und wird fortan gesucht.
Seine Mütter stoßen dabei an ihre Grenzen – nicht nur in Bezug auf ihr Vertrauen oder Misstrauen gegenüber der Schuld des Jungen, sondern auch ihre Beziehung wird stark auf die Probe gestellt. Carla wird natürlich aufgrund ihrer Befangenheit von den Ermittlungen suspendiert, während die Kollegen hinter vorgehaltener Hand tuscheln und die Kunden von Kathrin überlegen, ob sie weiterhin bei einer „Mördermutter“ einkaufen wollen. Das sind eben die Kollateralschäden, wenn man auf irgendeine Weise mit einem Tatverdächtigen in Verbindung steht.
Richard Brandes versteht es erneut, zwischenmenschliche Konflikte eindrucksvoll und einfühlsam darzustellen. Die Geschichte wird hauptsächlich aus Carlas Sicht, aber auch aus Tonis Perspektive erzählt, sodass der Leser mit beiden Figuren mitfühlen kann. War es vielleicht doch Toni? Diese Frage bleibt fast bis zum Ende des Buches offen und regt zum Nachdenken an.
Doch es geschehen noch viele andere Dinge, die vorwegzunehmen den Lesern die Spannung rauben würde – und spannend ist dieses Buch wirklich bis zur letzten Seite!
Einige Twists nehmen den Leser total mit, da sie völlig unvorhergesehen sind. Auch wenn ich den möglichen Tathergang bald erahnte, so ließ mich der Erzählstil doch lange im Unklaren darüber, ob ich mit meinen Vermutungen richtig liege. Und der Showdown am Ende ist noch einmal absoluter Spannungshöhepunkt.
Als Fan der Serie kenne ich die Charaktere sehr gut, und auch die Schauplätze sind mir vertraut, da ich in der Nähe wohne. Leider wird durch den Titel und die Einordnung der Serie bei Emons als Regionalkrimi nicht ausreichend gewürdigt, dass es sich um weit mehr als durchschnittliche Krimikost handelt. Hier werden auf einfühlsame Weise tiefgehende zwischenmenschliche Themen behandelt.
Wenn Julia und Carla beispielsweise mit ihren Partnerschaften hadern, ist das so nachvollziehbar beschrieben, dass man völlig mitfühlen kann.
Mir hat dieser Band außerordentlich gut – noch etwas besser als der letzte – gefallen.
Ich bin gespannt, wie es nach diesen einschneidenden Vorfällen mit Carla, Julia und Co. weitergehen wird und freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band.
Von mir gibt es 5* plus und eine absolute Leseempfehlung!