Etwas verspätet, aber noch rechtzeitig zum 200. Geburtstag von Georg Büchner (17. Oktober), wurde vier Tage vor dem Jubiläum in Darmstadt die Ausstellung „Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell“ eröffnet. Für das zentrale Projekt des diesjährigen Büchner-Gedenken mussten die
Ausstellungsmacher von der Mathildenhöhe, die gerade umfassend saniert wird, ins Kongresszentrum Darmstadtium…mehrEtwas verspätet, aber noch rechtzeitig zum 200. Geburtstag von Georg Büchner (17. Oktober), wurde vier Tage vor dem Jubiläum in Darmstadt die Ausstellung „Georg Büchner – Revolutionär mit Feder und Skalpell“ eröffnet. Für das zentrale Projekt des diesjährigen Büchner-Gedenken mussten die Ausstellungsmacher von der Mathildenhöhe, die gerade umfassend saniert wird, ins Kongresszentrum Darmstadtium umziehen. Um die Ausstellung überhaupt installieren zu können, ließ man riesige Podeste und Emporen in dem großen Saal einbauen. Schließlich konnten auf einer Fläche von ca. 1000 Quadratmetern immerhin rund 400 Exponate präsentiert werden - darunter Originalmanuskripte und Lebenszeugnisse zu Georg Büchner, Gemälde, Zeichnungen und Karikaturen, anatomische Geräte und vieles mehr. Dabei besitzen wir von ihm nur wenige materielle Dinge: eine Locke, ein paar Porträtskizzen, Manuskriptseiten und Briefe. Die Leipziger Völkerschlacht vom 16.-19. Oktober 1813 und die poltische Stagnation von 1837 bilden die historische Klammer für die vier Monate währende Ausstellung (bis zum 19. Februar 2014).
Die Ausstellung will Georg Büchner als jungen Mann mit vielfältigen Interessen zeigen, von der Literatur über die Naturwissenschaften, Philosophie, Politik bis zur Musik. Wichtiges Anliegen ist es aber auch, den Blick zu schärfen für Georg Büchner in seiner Zeit, um daraus die heutige Bedeutung Büchners und seiner Werke zu gewinnen. Es geht nicht um eine Aktualisierung des Dichters, vielmehr steht das Einzigartige und Überzeitliche von Büchners Leben und Werk im Mittelpunkt. Dieses Vorhaben wird zudem mit vielfältigen Hilfsmitteln moderner Ausstellungsarchitektur wie Audio-Guide, Klangcollagen oder Video-Installationen unterstützt.
Der exzellente Begleitkatalog ist im Hatje Cantz Verlag erschienen. Ausstellung und Katalog sind biografisch und thematisch angelegt, beide orientieren sich dabei in fünf Akten sowohl an Büchners topografischem Lebensweg (Darmstadt, Straßburg I, Gießen, Straßburg II, Zürich) als auch an thematischen Kapiteln (Danton’s Tod, Lenz, Philosophie und Naturwissenschaft, Leonce und Lena, Woyzeck).
Der gewichtige Katalog (immerhin fast vier kg) besticht durch sein modernes Design mit farbigen Seiten, eigens entworfenen Schrifttypen, Collagen und Montagen. Besonders auffällig ist das außergewöhnliche grafische Konzept mit einer jeweils separaten Text- und Bildspur. Die 600 Seiten müssen also von vorn und von hinten gelesen werden, wobei sich Texte, Bilder und Themen immer wieder überschneiden - auch im Layout. Die gegenüberstehenden, auf den Kopf stehenden Seiten sind zunächst gewöhnungsbedürftig, doch dann erlauben sie die Konzentration auf die Text- oder Bildinformationen.
Neben den ausführlichen Erläuterungen zu den Ausstellungsstücken betrachten renommierte Literatur- und Kunsthistoriker in Essays spezielle Aspekte der Büchner-Forschung, z.B. die Shakespeare-Begeisterung des Dramatikers Büchner oder die Woyzeck-Rezeption in der Bildenden Kunst. Darüber hinaus kommen auch nachgeborene Schriftsteller/innen wie Johann Wolfgang Goethe, Karl Gutzkow, Paul Celan, Christa Wolf oder Elfriede Jelinek zu Wort, die alle an den wegweisenden Autor des 19. Jahrhunderts erin-nern.
Das vielfältige Mosaik von Ausstellung und Katalog wird zudem durch ein umfangreiches Rahmenprogramm ergänzt. Dieses komplexe Angebot macht die Ausstellung zu einer multimedialen Schau, die einen neuen Blick auf den Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär Georg Büchner gestattet.