Mit der Figur des Herrn Keuner, manchmal auch nur Herr K. genannt, hat sich Brecht erstmals Ende der zwanziger Jahre beschäftigt: Eine Auswahl von elf dieser Geschichten, die - wie der Haupttitel andeutet - sowohl von Herrn Keuner stammen als auch von ihm handeln können, sind 1930 in das erste Heft von Brechts Versuche-Reihe (seine erste Sammelausgabe) aufgenommen worden. Zwei Jahre später hat er diese im fünften Heft der Versuche (1932) durch eine weitere Auswahl von neun neuen Geschichten erweitert. Zu den ersten, 1929 entstandenen und 1930 publizierten Texten gehört z.B. Organisation
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Die berühmten Keuner-Geschichten sind nie en bloc und selbständig publiziert worden, hat Martin Krumbholz nachgelesen, sondern eingebaut in die "Kalendergeschichten" oder andere übergeordnete Zusammenhänge. Ihre Entstehungszeit erstreckt sich wohl auch über fast drei Jahrzehnte, mutmaßt der Rezensent, wobei die meisten im dänischen Exil (1933 - 39) entstanden sein sollen. Nach seiner Rückkehr aus dem amerikanischen Exil sammelte Brecht sie in der so genannten "Zürcher Mappe", die er mit vielen anderen Pappschachteln bei seiner Gastfamilie stehen ließ, berichtet Krumbholz weiter. Die Original-Mappe, erst im Jahr 2000 wieder aufgetaucht und nun erstmals publiziert, enthält 15 Texte, die Brecht selbst nie zur Veröffentlichung vorgesehen hat. Mehr oder weniger teilt der Rezensent die Einschätzung des Meisters, der seine weniger meisterhaften Keuner-Geschichten der Öffentlichkeit vorenthalten wollte. Bis auf eine Ausnahme - die Episode "Ruhm", in der Krumbholz die typische Keunersche Selbstironie aufblitzen sieht - fehlten hier "die Eleganz und der dialektische Schliff", schreibt der Kritiker, welche den Ruhm der Keuner-Geschichten begründet hätten. Im übrigen wären auch die neuen Herausgeber der Brechtschen Anordnung getreu gefolgt und hätten die unveröffentlichten als gesonderten Block gekennzeichnet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ulf K. ist der Poet der deutschen Comicszene.« SPIEGEL ONLINE

