Da ist, in der Erzählung "Das Nebenzimmer", eine Frau, die den Tod ihrer Mutter zunächst als Befreiung aus bedrücker emotionaler Enge empfindet. Den Stimmen, die sie in ihrem leerstehen Elternhaus zu hören glaubt, will sie durch Verkauf des Hauses entfliehen. Doch die Stimmen der Vergangenheit sind allgegenwärtig. - In "Racine und das Tischtuch" steht der Eltern-Kind-Konflikt im Mittelpunkt, wenn eine hochbegabte Schülerin im Internat gegen eine kleinkarierte Lehrerin aufbegehrt. - Wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt tritt in der Erzählung "Der Wechselbalg" ein junger Mann in das Leben einer berühmten Schriftstellerin; er sieht der Hauptfigur in einem ihrer Romane verblüff ähnlich.
Die Geschichten von Erde und Luft handeln von Gegensätzen und Widersprüchen, von Liebe und Tod, Vergangenheit und Gegenwart, Hoffnung und Furcht, Begegnung und Trennung.
Die Geschichten von Erde und Luft handeln von Gegensätzen und Widersprüchen, von Liebe und Tod, Vergangenheit und Gegenwart, Hoffnung und Furcht, Begegnung und Trennung.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
"Nach Ansicht von Rezensentin Ingeborg Harms zeigt diese "Autorin gefeierter Romane" in den vorliegenden fünf "novellistischen Texten", dass sie die Erzählkunst auch auf kleinstem Raum beherrscht. Für Harms sind diese Erzählungen "nach Petit-Point-Manier" dicht bestickt, woraus sie die Schlussfolgerung zieht, dass sich Antonia S. Byatt nicht nur mit den großen Realisten der englischen Prosa auseinandergesetzt hat, sondern auch mit der "traditionell dem weiblichen Genie vorbehaltenen Kunst der Handarbeit". Obwohl die Rezensentin den "Versuch des Ausbruchs aus dem Ghetto der Weiblichkeit" als eines der Themen dieser Erzählungen beschreibt, deckt sie einen zentralen Widerspruch in diesem Erzählkonvolut auf: dass nämlich die ausgebrochene Protagonistin hernach als Frau und Mutter ihre Erfüllung findet. Dennoch scheint die von Byatt beschriebene Tatsache, dass manch einer an seinen Niederlagen mehr als an seiner Freiheit hängt, eine offene Wunde zu berühren. Gelegentlich stört sich die Rezensentin an einem zum Manierismus gerinnenden Realismus. Am Ende kann Byatt die Rezensentin dennoch durch ihr Bekenntnis zur Tradition als aufregend moderne Schriftstellerin überzeugen: weil sie die unberechenbare Energie des Realen so genau kennt, ist ihr sittliches Ideal die gelassene, unerschütterliche Aufmerksamkeit, schreibt Harms.
© Perlentaucher Medien GmbH"
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