Nach den Gedichten, der Prosa, den Stücken, Schriften und der Autobiographie - basierend auf intensiven Gesprächen im Jahre 1991 - erscheinen zum Abschluß der Ausgabe Heiner Müllers in drei Bänden insgesamt 175 Interviews / Gespräche aus drei Jahrzehnten.Der erste Band der Abteilung Gespräche (Heiner Müller, Werke 10: Gespräche 1) umfaßt die Jahre 1965 bis 1987. Gesprächspartner sind u.a. Walter Höllerer, Urs Jenny, Hellmuth Karasek, Matthias Matussek, André Müller, Klaus Völker oder Uwe Wittstock. Behandelt werden Müllers Stücke und die Inszenierungen, seine Bearbeitungen, die Schwierigkeiten, auf die Müller stößt, und mehr.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
In einer sehr ausführlichen Besprechung stellt Stephan Schlak drei jeweils fast tausend Seiten umfassende Bände mit Gesprächen Heiner Müllers vor, die den Abschluss seiner Werkausgabe bilden. Schalk betont die Bedeutung des Gesprächs als eigene Kunstform bei Müller, die in ihrer "epischen" Ausführlichkeit beinahe ein ästhetisches Gegen- oder Ergänzungsprogramm zur "kristallinen Erzählstruktur" seiner Stücke böten. Er verweist auch auf unterschiedliche Funktionen, die die Gespräche im Lauf der Zeit für Müller hatten: Erfüllten sie anfangs eine Kommentarfunktion zu seinen Stücken, die sie auch gegen Angriffe der Kulturfunktionäre verteidigen sollten und zu einem Ort des Taktierens und der Masken in einer Verhörsituation werden konnten, so gerieten sie seit den 80er Jahren immer mehr ins eigentliche Zentrum seiner Produktivität und schienen schließlich in ihrer Bezogenheit auf die Ruinen Europas und die Schrecken des 20. Jahrhunderts seine Ratlosigkeit zu "überdröhnen", insofern Müller zur friedlichen Revolution und der Gegenwart der 90er Jahre wenig Neues zu sagen gewusst habe. Inhaltlich zeichne sich Müller vor allem in den 80er Jahren durch große "historische Unbefangenheit" und "innere Freiheit" aus, als er nicht nur einen Abgesang auf den sozialistischen Block geschaffen habe, sondern mit Lektüren von Carl Schmitt und Ernst Jünger auch noch die westlich-linke Diskurspolizei provozieren konnte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Beinahe 3000 Seiten Gespräche, von denen man, einmal vertieft, nicht mehr lassen kann.« Adam Soboczynski DIE ZEIT







