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Juan Goytisolo gilt als Mittler zwischen Orient und Okzident. Oft hat der in Barcelona geborene und in Marrakesch lebende Schriftsteller mit seinen kritischen Essays und Artikeln für Aufsehen gesorgt, wurde als "Nestbeschmutzer" beschimpft. Die hier versammelten Texte aus den letzten zwei Jahrzehnten haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, schaffen im Gegenteil ein umfassendes Bild von den heutigen Zuständen im Nahen Osten und in Europa. Kenntnisreich setzt sich Goytisolo mit der Politik des Westens gegenüber Saddam Hussein auseinander, seine Beobachtungen während des ersten Golfkriegs…mehr

Produktbeschreibung
Juan Goytisolo gilt als Mittler zwischen Orient und Okzident. Oft hat der in Barcelona geborene und in Marrakesch lebende Schriftsteller mit seinen kritischen Essays und Artikeln für Aufsehen gesorgt, wurde als "Nestbeschmutzer" beschimpft. Die hier versammelten Texte aus den letzten zwei Jahrzehnten haben nichts von ihrer Aktualität eingebüßt, schaffen im Gegenteil ein umfassendes Bild von den heutigen Zuständen im Nahen Osten und in Europa. Kenntnisreich setzt sich Goytisolo mit der Politik des Westens gegenüber Saddam Hussein auseinander, seine Beobachtungen während des ersten Golfkriegs geben heute Antworten auf die derzeitige Irakpolitik. Als Reisender zwischen den Welten hat Goytisolo auch einen ganz eigenen Blick auf die Politik der "Festung Europa", den wachsenden Rassismus und die Verteufelung des Islam. Seine kritischen Einlassungen sind ein Brückenschlag - nicht bequem, aber notwendig.
Autorenporträt
Juan Goytisolo wurde am 5. Januar 1931 in Barcelona geboren. Er besuchte eine Jesuitenschule, begann danach ein Jurastudium und schrieb einen ersten - nie veröffentlichten - Roman.

1953 brach er das Studium ab und unternahm mehrere Reisen nach Paris. 1954 veröffentlichte er den Roman Juegos de manos, auf den zahlreiche weitere Romane folgten, die in viele Sprachen übersetzt wurden und den Autor zu einem der wichtigsten spanischen Autoren der Gegenwart machten. 1957 zog er nach Paris und nahm eine Lektoratstätigkeit bei Gallimard auf, wo er sich für die Verbreitung der spanischen Literatur in Frankreich einsetzte. Seine Bücher waren von 1963 bis zum Tod Francos in Spanien verboten. Von 1961 bis 1964 unternahm er mehrere Reisen nach Kuba, Nordafrika und in den Nahen Osten. 1964 gab er die Verlagstätigkeit auf, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Seit 1969 übernahm er Gastprofessuren u.a. an den Universitäten La Jolla/Kalifornien, Boston und New York.

Juan Goytisolo hat sich mit Romanen wie La reivindicación del conde don Julián (1970, dt. Die Rückforderung des Conde Don Julián, 1976) und El sitio de los sitios (1995, dt. Das Manuskript von Sarajewo, 1999) nicht nur als Literat einen Namen gemacht, sondern als kritischer, engagierter Geist auch vielfach zu politischen Themen in Form von Essays und Reportagen Stellung bezogen und sich dabei vor allem mit dem Islam auseinandergesetzt. In den neunziger Jahren besuchte er das vom Konflikt zwischen Islam und westlicher Welt gespaltene Algerien; während dieser Reisen entstand Ein algerisches Tagebuch. 1993 hielt er sich als Kriegsbeobachter in Sarajewo auf, wo er die Artikel Notizen aus Sarajewo verfasste, die zuerst in der Frankfurter Rundschau publiziert wurden und später in der edition suhrkamp erschienen. 1996 bereiste er Tschetschenien und hielt seine Eindrücke und die Hintergründe des Konflikts in dem Band Landschaften eines Krieges: Tschetschenien fest. Zum Thema Islam veröffentlichte er

auch die Bücher Kibla - Reisen in die Welt des Islams (2000) und Gläserne Grenzen (2004).

Sowohl sein literarisches als auch sein journalistisches Werk wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Nelly-Sachs-Preis 1993 und mit dem mexikanischen Octavio-Paz-Preis 2002. Für sein Gesamtwerk wurde er bereits 1985 mit dem Prix Europalia der Europäischen Gemeinschaft geehrt. 2014 wurde Goytisolo schließlich mit dem Cervantes-Preis ausgezeichnet - dem bedeutendsten literarischen Preis der spanischsprachigen Welt.

Juan Goytisolo starb am 4. Juni 2017 in Marrakesch.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Walter Haubrich schätzt an dem spanischen Schriftsteller Juan Goytisolo, dass er auch in seinem jüngsten Essayband, hauptsächlich mit Texten zur islamischen Welt und ihrem Verhältnis zum Westen, "kein "Blatt vor den Mund" nimmt und in einer "leicht fassbaren" und "nie verschnörkelten Sprache" seine Meinung zum Ausdruck bringt. Der Rezensent betont, dass Goytisolo nicht nur lange in Marokko gelebt hat, sondern auch arabisch spricht und "ausgedehnte Reisen" in verschiedenen Länder unternommen hat, also tiefere Einblicke in die muslimische Welt hat. Im ersten Teil des Buches geht der Autor "scharf" mit der Bush-Regierung ins Gericht und beklagt die allgemein herrschende fehlende Differenzierung in westlichen Ländern zwischen "Moslem, Islamist und "Märtyrer der Al Qaida", fasst Haubrich zusammen. Daneben informiert er in kürzeren Beiträgen auch über muslimische und jüdische Literatur und erzählt von Reisen nach Israel, Palästina und Tunesien. Im zweiten Teil widmet sich der Autor dem Leben von Muslimen in verschiedenen Ländern Europas, wie zum Beispiel in einem "damals vielbeachteten Bericht" über die andalusische Provinz Almeria, in der es 2000 zu Gewalttaten gegen nordafrikanische Landarbeiter kam, informiert der Rezensent weiter. Obwohl viele Texte wie dieser schon vor einigen Jahren entstanden sind und manches, was der Autor prognostiziert, auch von der Geschichte widerlegt worden ist, hat Goytisolo die Beiträge nicht verändert, stellt der Rezensent fest, der sich von den "klaren Aussagen" und der Ehrlichkeit" des Autors beeindruckt zeigt. Er findet es mutig, dass sich der Schriftsteller in seinen Meinungsäußerungen keinerlei "Auswege oder Rückzugsmöglichkeiten" offen lässt und damit eine "Sprache der offenen politischen und literarischen Diskussion pflegt. Zum Schluss lobt Haubrich noch die Übersetzung ins Deutsche, die er bis auf die falsche Übersetzung des Wortes "castellano" in ihrem "klaren Deutsch" gelungen findet.

© Perlentaucher Medien GmbH
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