Wenn man die Stille zu Hause nicht mehr aushält, geht man in Gorbach auf ein Bier ins »Kippchen«. Oder zum Büdchen um die Ecke. Hier prallen sie aufeinander, am Rand der großen Stadt: Buchhalter, Lehrer, Musikerinnen, Schlachter, Junkies, Lkw-Fahrer, Polizistinnen. Es stellt sich die Frage, ob die Menschen den Ort machen, oder der Ort die Menschen. Der irre Ele, an seine Wohnung und den Rollstuhl gefesselt, erinnert sich an seine ruhmreiche Vergangenheit als stadtbekannter Kleinkrimineller. Filiz hat einen Mitschüler krankenhausreif geprügelt, weil der ihre Mutter beleidigt hat. Eine Radiomoderatorin schließt sich im Studio ein und rechnet on air mit ihrem Chef ab. Dass es zornig und laut zugeht, ist unvermeidlich. Zerbolesch aber findet die leisen und zartfühlenden Zwischentöne, erzählt von Empathie und Hoffnung zwischen Perspektivlosigkeit und alltäglicher Gewalt.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Woher kommt die Wut, fragt sich Autor Hank Zerbolesch, dessen Geschichte über ein Stadtviertel und seine meist unzufriedenen Bewohner Rezensent Tilman Spreckelsen mit Gewinn liest. So geht es beispielsweise um einen Kleinkriminellen, der in einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei schwer verletzt wurde und seitdem im Rollstuhl sitzt, doch auch eine Familie, die Opfer von Brandstiftung geworden ist, kommt zu Wort - Zerbolesch nutzt Spreckelsen zufolge bewusst ambivalente Schilderungen und kommt mit dieser multiperspektivischen Herangehensweise zu differenzierten und bisweilen abgründigen Antworten auf die Frage, warum man in einem schwierigen Viertel wohnen bleibt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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