Von den dunklen Seitenstraßen in Bombay zu den heiligen Hallen von Cambridge, von der Jagd nach Salman Rushdie zu den Terroristencamps in den Bergen Afghanistans, vom abgeschiedenen Trappistenkloster in Kalifornien zu den geheimen Weihen und kriminellen Machenschaften der internationalen Finanzwelt führt der Kreuzzug von Zia Khan Gottes kleinem Krieger. Egal, welchen Glauben er verteidigt und welcher der Weltreligionen er sich in den verschiedenen Phasen seines Lebens verpflichtet fühlt: Zia Sprössling einer liberalen muslimischen Familie aus Bombay und ein begnadetes Mathematikgenie glaubt, der Auserwählte zu sein, dazu erkoren, die Welt zu retten. Eng verknüpft und verwoben mit Zias Schicksalist das seines Bruders Amanat, der einen ganz anderen Weg wählt brüchig, voller Zweifel, nicht ohne Schuld, aber offen für die Welt und das Leben. Ihre Überzeugungen könnten unterschiedlicher nicht sein, aber beide sind auf ihre Weise gleichermaßen konfrontiert mit den großen Themen von Hingabe und Verrat, Gott und Moral, Gut und Böse, Religion und purem Leben. Daraus entsteht ein meisterhaft erzählter, mitreißender und zugleich tief philosophischer Einblick in die Fragen unserer Zeit: Religiosität, Extremismus, Globalisierung, Liebe, die menschliche Natur und die universelle Frage nach dem Sinn des Lebens. Gottes kleiner Krieger zeigt schonungslos, wie schmal die Grenze zwischen echter Hingabe und Fanatismus ist, zugleich ist der Roman ein ungewöhnliches und eindringliches Plädoyer für mehr Toleranz und Menschlichkeit ...
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Dies sei nicht gerade Kiran Nagarkars bestes Buch, stellt Rezensentin Katharina Granzin trotz vieler gegenteiliger Kritikermeinungen trocken fest. Dessen Unternehmen, in einer Romanhandlung einmal durchzuspielen, wie ein fundamentalistischer Fanatiker tickt, hält sie außerdem für gescheitert. Bereits der Ansatz selbst, diese Demonstration als Coming-of-Age-Geschichte anzulegen, ist ihr zu unspezifisch und allgemein. Aus ihrer Sicht gelingt es Nagarkar nämlich nicht, eine überzeugende Grundlage für die Grundthese des Romans zu schaffen, dass es äußere Umstände sind, die ein Individuum in den Fanatismus treiben. Auch die Zeichnung seiner Charaktere findet sie zu eindimensional, um ein derart komplexes Zeitphänomen angemessen abzuhandeln. Dies wiegt für die Rezensentin umso schwerer, als dieses Buch ihrer Einschätzung zufolge Charakterstudie und Thesenroman in einem sein will. Nur in der Figur des Bruders der Hauptfigur, einem agnostischen Spötter und intellektuellen Skeptiker, beginnt für sie der Roman plötzlich zu leben. Doch angesichts dieser kleinen Höhenflüge schmerzen sie die unerfüllten Leserhoffnungen erst recht.
© Perlentaucher Medien GmbH
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