Die komplexe Bezugnahme und Anverwandlung von Wissensbeständen der Moderne im Werk Gottfried Benns.»Der Lyriker kann gar nicht genug wissen«, heißt es apodiktisch in Gottfried Benns Marburger Poetologie-Vortrag »Probleme der Lyrik«, der nicht von ungefähr in einem Universitätshörsaal gehalten wurde: »Man muß dicht am Stier kämpfen, sagen die großen Matadore, dann vielleicht kommt der Sieg.« Marcus Hahn zeichnet Benns Stierkampf mit dem Wissen der Moderne bis zum Jahr 1932 minutiös nach. Auf den Spuren des wütenden Wissenschaftskritikers, aber auch virtuosen Wissenschaftskompilators Benn unternimmt er eine Serie aufwendiger literatur- und kulturwissenschaftlicher Expeditionen in die Hirnforschung, in die Anatomie, in die Psychologie, in die Biologie, in die Psychiatrie und in die Anthropologie der Moderne. Erstmals wurde in dieser Studie der wissenschaftliche Teil der Nachlassbibliothek Benns systematisch ausgewertet.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ätsch, es funktioniert nicht!, scheint Christian Schärf dem Autor zuzurufen. Das Geschäft der positivistischen Entzauberung, von Marcus Hahn ebenso detailliert wie prätentiös betrieben, führt den Rezensenten am Ende völlig erschöpft von so viel Wissen, namentlich der Naturwissenschaft um 1900, doch zurück zum Gedicht. Und damit zu Gottfried Benn, dem Vielleser und Oberflächenmontierer, dem Wortmaterialisten und Dilettanten, jawohl Dilettanten! Denn wieso der Dichter aus all dem so akribisch rekonstruierten Wissen eigentlich Lyrik hat machen müssen, diese Antwort bleibt der Autor schuldig. Womöglich, so mutmaßt Schärf böse, weil es gar keinen zwingenden Grund gab, außer: Es klang so gut.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Hahns fulminante Studie ist äußerst anregend, gewinnbringend« (Walter Delabar, literaturkritik.de, 27.09.2016)







