Downton Abbey auf Rädern
Heutzutage sind lange Bahnreisen (wieder) ein echtes Abenteuer, hab ich mir sagen lassen ;-) Aber auch vor 100 Jahren war die Fahrt im Nachtzug ein Erlebnis! Ausgestattet mit Schlaf-, Speise- und Salonwagen, rollten die Luxushotels auf Rädern durch Europa.
In
diesem Buch begleiten wir sowohl Gäste als auch Angestellte im Nachtzug von Berlin bis nach Nizza. Von…mehrDownton Abbey auf Rädern
Heutzutage sind lange Bahnreisen (wieder) ein echtes Abenteuer, hab ich mir sagen lassen ;-) Aber auch vor 100 Jahren war die Fahrt im Nachtzug ein Erlebnis! Ausgestattet mit Schlaf-, Speise- und Salonwagen, rollten die Luxushotels auf Rädern durch Europa.
In diesem Buch begleiten wir sowohl Gäste als auch Angestellte im Nachtzug von Berlin bis nach Nizza. Von der ersten bis zur dritten Klasse gab es deutliche Unterschiede in Komfort und Bedienung - nur die erste Klasse hatte Schlafwagen, alle anderen mussten es sich im Sitzen irgendwie versuchen bequem zu machen.
Und die Angestellten hatten - insbesondere in der 1. Klasse - harte Arbeit zu leisten um dem Grundsatz „Luxushotel auf Rädern“ gerecht zu werden. Nicht jeder wusste das zu schätzen, oftmals wurde trotzdem alles als selbstverständlich hingenommen bzw. Einschränkungen, für die kein Angestellter der Welt etwas konnte, wurden sogar noch moniert.
Aus dieser Schatztruhe an Möglichkeiten und Beziehungen spinnt die Autorin hier einen interessanten Roman, der einen tief eintauchen lässt in die 1920er Jahre. Und was wäre solch ein Roman ohne ein paar Geheimnisse? Da ist der gutbetuchte Firmenchef, der mit seiner Frau und der 20jährigen Tochter zu einer Sommerfrische nach Nizza reist - doch was steckt wirklich hinter dieser Reise? Da ist das kleine Mädchen, das mit seiner Gouvernante im Zug sitzt, um die Mutter im südländischen Sanatorium zu besuchen - doch auch hier scheint es ein Geheimnis zu geben. Und der Herr aus der zweiten Klasse mit der wertvollen Geige, den alle für einen Baron halten - wieso reist er wirklich in diesem Zug?
Gleichzeitig versuchen der Kondukteur (im Grunde der „Chef-Butler“) und seine Kolleg*innen alles zu tun um den Reisenden ihre Zeit so angenehm wie möglich zu machen - was sich oft als große Herausforderung darstellt und einiges an Improvisationstalent erfordert.
Und so wird diese Reise für den einen oder die andere zum Wegweiser seiner oder ihrer Zukunft - und zwar ganz anders als geplant. Wie in der Erfolgsserie Downton Abbey werden hier Bedienstete genauso in den Mittelpunkt gestellt wie diejenigen, die bedient werden. Alle haben ihre Sorgen und Probleme, aber auch ihre Träume und Wünsche. In einem flott zu lesenden historischen Schmöker bereitet Paula Nicolai ein interessantes Panorama der damaligen Gesellschaftsschichten vor den Lesern aus und entführt sowohl in die mondäne, gut betuchte Oberschicht als auch in die Welt der Arbeiterklasse.
Ich habe mich mit diesem Roman gut unterhalten gefühlt und mitgefiebert, um allen Beteiligten nach und nach ihre Geheimnisse zu entlocken. Ein schöner Schmöker für alle, die historische Romane mögen, die sich beim Lesen gut unterhalten wollen und einfach komplett in einer vergangenen Zeit versinken wollen. Leseempfehlung!