"Er ist Amerika", sagte Ezra Pound über den Dichter Walt Whitman. In seinen "Grasblättern" besingt er den Aufbruch der USA nach dem Bürgerkrieg. Der Lyriker Jürgen Brocan hat dieses zentrale Werk der amerikanischen Literatur mehr als ein Jahrhundert nach Erscheinen erstmals vollständig auf Deutsch übersetzt und mit einem Nachwort und einem ausführlichen Kommentar versehen. Im Schmelztiegel seiner Dichtung vereint Whitman Ideen aus Kultur, Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Mystik seiner Zeit. Seine Gesänge sind Abbild und Vision einer modernen Nation der "Vereinigten Staaten", die Spaltungen überwinden und allen Menschen Freiheit und Gleichheit bringen soll.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Der hier rezensierende Autor und Dichter Mirko Bonne ist hingerissen von dieser neuen und erstmals die gesamte "Deathbed Edition" von Walt Whitmans "Grasblätter" umfassenden Übersetzung durch Jürgen Brocan. Den Einfluss der zwischen Prosa und Lyrik changierenden Textsammlung auf amerikanische Autoren - von Cummings und Eliot bis Pound und Williams - hält er für immens. Großartig erscheint ihm Brocans empathischer, die verschiedenen bei Whitman zusammenkommenden sprachlichen Formen (Arie, Gebet, Glosse, Hymne usw) nachvollziehender Zugang, der in Bonnes Vergleich mit früheren Übertragungen deutlich gewinnt. Außerdem freut sich Bonne über einen "profunden" Anmerkungsapparat. Dass die Originaltexte bei jetzt schon 860 Seiten keinen Platz fanden, kann er verstehen. Weniger allerdings das Fehlen eines alphabetischen Anfangszeilenverzeichnisses.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Wenn Sie Amerikaner sind, dann ist Walt Whitman etwas wie Vater und Mutter für Sie, auch wenn Sie, wie ich, keinen einzigen Vers geschrieben haben. Gemeinsam mit Melvilles Moby Dick und Mark Twains Huckleberry Finn bilden seine Grasblätter das literarische Herz der Vereinigten Staaten." Harold Bloom "Jürgen Brôcan präsentiert eine neue, hervorragende Übertragung, die Whitmans Aufbruchpathos, aber auch seine moderne Nüchternheit und seine bewusste Verwendung von Alltagsausdrücken bewahrt." Ralph Dutli, Neue Zürcher Zeitung, 25.10.09 "Es wäre schön, diesen kalifornischen Gesang nun, da er übersetzt ist, zur deutschen Literatur zählen zu dürfen." Hannelore Schlaffer, Süddeutsche Zeitung, 08.12.09







