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Juni 1941, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Im Dorf am Bug haben sich deutsche Besatzungssoldaten einquartiert, in der Nähe verstecken sich polnische Partisanen. Jeder hier weiß, dass Lubko, der Fährmann, gegen Geld Fliehende und Händler ans andere Ufer rudert. Doris und Maks, ein jüdisches Geschwisterpaar aus der Stadt, wollen sich vor Verfolgung retten - hinüber nach Russland, am besten bis an den Amur. Doch Lubko weigert sich. Was er tut, ist gefährlich, macht ihn erpressbar, und die Nächte in jenen Tagen sind mondlos.
Das Geschehen scheint sich aus der
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Produktbeschreibung
Juni 1941, wenige Tage vor dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion. Im Dorf am Bug haben sich deutsche Besatzungssoldaten einquartiert, in der Nähe verstecken sich polnische Partisanen. Jeder hier weiß, dass Lubko, der Fährmann, gegen Geld Fliehende und Händler ans andere Ufer rudert. Doris und Maks, ein jüdisches Geschwisterpaar aus der Stadt, wollen sich vor Verfolgung retten - hinüber nach Russland, am besten bis an den Amur. Doch Lubko weigert sich. Was er tut, ist gefährlich, macht ihn erpressbar, und die Nächte in jenen Tagen sind mondlos.

Das Geschehen scheint sich aus der verträumten, nächtlichen Flusslandschaft zu entwickeln, die fremd und bedrohlich wirkt, seit Motorräder, Lastwagen und Panzer hindurch rollen und deutsche Wörter durch die Luft schwirren.
Die Lektüre schlägt sofort in Bann, auch weil Grenzfahrt eine weitere Dimension öffnet - die der Erinnerung. Zurück in jenem Dorf, am Ende des Lebens, will dem Vater des Erzählers nicht mehr einfallen, dass er hier Kind war. Wie Stasiuk diese Episoden in die atemlose Kriegserzählung hineinwebt, verleiht dem Roman seine poetische und existentielle Wucht.
Autorenporträt
Andrzej Stasiuk, der in Polen als wichtigster jüngerer Gegenwartsautor gilt, wurde 1960 in Warschau geboren, debütierte 1992 mit dem Erzählband Mury Hebronu (Die Mauer von Hebron), in dem er über seine Gewalterfahrung im Gefängnis schreibt. Stasiuk wurde 1980 zur Armee eingezogen, desertierte nach neun Monaten und verbüßte seine Strafe in Militär- und Zivilgefängnissen. 1986 zog er nach Czarne, ein Bergdorf in den Beskiden. 1994 erschienen Wiersze milosne i nie (Nicht nur Liebesgedichte), 1995 Opowiesci Galicyjskie (Galizische Erzählungen) und Bialy Kruk (Der weiße Rabe; 1998 bei Rowohlt Berlin), 1996 der Erzählband Przez rzeke (Über den Fluss; diesem Band ist Die Reise entnommen) und 1997 Dukla. 2002 erhält er den von den Partnerstädten Thorn (Polen) und Göttingen gemeinsam gestifteten Samuel-Bogumil-Linde-Literaturpreis. Den literarischen Jahrespreis Nike erhielt Andrzej Stasiuk 2005 für sein Buch Unterwegs nach Babadag. Sein vielfach ausgezeichnetes Werk erscheint in 30 Ländern. 2016 wurde er mit dem Staatspreis für europäische Literatur 2016 ausgezeichnet.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Einen überzeugenden historischen Roman über Polen im Zweiten Weltkrieg hat Andrzej Stasiuk vorgelegt, versichert Kritiker Gerhard Gnauck: Er kennt den Autor schon von verschiedenen Road novels, hier steht ein Grenzfluss im besetzten Polen 1941 im Fokus, an dem sich allerhand zwischenmenschliche Begegnungen entspannen, von Partisanen bis jüdischen Flüchtlingen. Eine zweite Ebene ist zwischengeschaltet, erzählt Gnauck, in der der Erzähler die Schauplätze von damals heute noch einmal besucht und feststellen muss, dass die letzten Zeitzeugen wegsterben. Eine lebhafte Schilderung des Vergangenen, das gar nicht so vergangen ist, von Renate Schmidgall bravourös ins Deutsche übersetzt, lobt Gnauck.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Stasiuk hat mit Grenzfahrt nicht nur einen wunderbar sinnlichen Roman geschrieben, Farben, Gerüche, Stimmungen und Schicksale eingefangen. Er hat auch dem Polen des zwanzigsten Jahrhunderts, aus dem er kommt, ein Denkmal gesetzt.« Gerhard Gnauck Frankfurter Allgemeine Zeitung 20231221