In einer rasant erzählten, ebenso komischen wie furchtlosen Familiensaga verleiht Irene Dische ihrer Großmutter eine ganz eigene Stimme. Die gute Katholikin Elisabeth Rother kennt kein Tabu, ganz egal, ob es sich um ihr Ehebett, um die Juden, um den Lieben Gott oder um die Gestapo handelt. Allerdings gibt es keine Katastrophe, nicht einmal die Flucht nach Amerika oder der Zweite Weltkrieg, die sie so sehr beschäftigt wie ihr weitverzweigter Clan.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Friedmar Apel hat Irene Disches deutsch-jüdisch-amerikanische Familiengeschichte als "schwierige Identitätsfindung" einer Autorin zwischen nordamerikanischer Sozialisation und "zwiespältiger Anziehung" durch die europäische Kultur gelesen. Aber auch die ausgelöschte "deutsch-jüdischen Kultursymbiose" kommt ihm in den Sinn. Der Geschichte ist er augenscheinlich mit vergnüglicher Anteilnahme gefolgt, immer wieder beeindruckt, wie Dische darin eine Familiengeschichte "über alle Brüche" hinweg in einen Zusammenhang zu bringen versteht. Einen Zusammenhang, in dem Apel schließlich selbst Lügen und Selbsttäuschungen wahrhaftig werden sieht. Auch das Stilmittel "erzählende Großmutter" überzeugt ihn. Auch deshalb, weil diese aus seine Sicht im Verlauf des Romans zu einer "komplexen Metapher" von Literatur an sich wird. Gelobt wird auch die stilsichere Ungezwungenheit, mit der Reinhard Kaiser Disches originelle Sprache aus dem Amerikanischen ins Deutsche gebracht hat.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Eine wunderbar kantige Erzählung.« Georg Leyrer Kurier, 05.07.2019
