Das Werk Hans Blumenbergs steht wie ein Monolith in der philosophischen Landschaft. Während er immer mehr als einer der wichtigsten deutschsprachigen Philosophen des 20. Jahrhunderts entdeckt wird, erscheinen seine Bücher als ungemein faszinierend und schwer zu lesen, äußerst anregend und zumeist umständlich sowie überaus stilbewusst und oftmals sehr um fangreich. Jürgen Goldstein, der selbst bei Blumenberg studierte, zeichnet ein philosophisches Portrait dieses Autors, indem er dessen geistige Physiognomie hervortreten lässt: Meisterhaft und anschaulich folgt er als ausgewiesener Kenner den Gedankenlinien des reichhaltigen Werkes, von den frühesten akademischen Schriften über die klassischen Bücher bis zu den essayistischen Miniaturen der späten Jahre und den bereits aus dem Nachlass gehobenen Schriften. Dabei wird nicht nur beleuchtet, was Blumenberg dachte, sondern auch, wie er es tat. So eröffnet seine Denkbiografie nicht nur Eingeweihten des Werks neue Perspektiven, sondern dient auch als Handreichung für jene, die bei einem seiner Bücher ins Stocken geraten sind. Auf diese Weise wird dem Gelehrten, der zeit seines Lebens den Zugriff auf seine Person scheute, Genüge getan: denn Blumenberg wollte nicht durchschaut, er wollte gelesen werden.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
In einer Sammelrezension bespricht Lothar Müller mehrere Beiträge zum "Blumenbergjahr". Zwei posthum herausgebrachte Schriften von Blumenberg selbst ("Beiträge zum Problem der Ursprünglichkeit der mittelalterlich-scholastischen Ontologie" und "Realität und Realismus", beide Suhrkamp) zieht er nur jeweils kurz zur Klärung der biografischen Lektüre heran. In geradezu blumenberg'scher Manier stellt der Kritiker die Anekdote von Galilei und dem Teleskop (die Betrachter glaubten nicht, was sie sahen bzw. "sahen" es nicht) an den Anfang. Sie war in einem 2017 erschienenen Blumenberg-Buch von Kurt Flasch erwähnt worden, so lesen wir, und auch Blumenberg hat über dieses historische Moment der Schwäche reiner Evidenz geschrieben. Dem Kritiker gefällt, wie Goldstein in seinem "überaus klaren und unangestrengten Stil" Leben und Denken des Philosophen darstellt - und dabei seine Liebe zur Bildhaftigkeit als wichtigen Teil des Denkens vor dem Vorwurf rettet, sich der Anstrengung des Begriffs entziehen zu wollen. Goldsteins Ausführungen, die sich vor allem der Lektüre Blumenberg'scher Bücher verdanken, wie der Kritiker betont - wenn sie auch "diskret" sein Leben einbeziehen - seien zudem gut geeignet, parallel gelesen zu werden zu den Aufsätzen Blumenbergs in "Realität und Realismus". Eine sehr deutliche Leseempfehlung - für Blumenberg und Goldstein!
© Perlentaucher Medien GmbH







