Daß der Schriftsteller (und Offizier) Ernst Jünger und der Offizier (und Historiker) Hans Speidel eine gemeinsame, auf ihre Zeit im Stabe des Militärbefehlshabers Frankreich zurückgehende, Geschichte haben, ist dem Leser der „Strahlungen“ und der beiden großen Jünger-Biographien von Kiesel und
Schwilk gut bekannt.
Wie intensiv aber diese Beziehung gerade nach Ende des Zweiten Weltkrieges war,…mehrDaß der Schriftsteller (und Offizier) Ernst Jünger und der Offizier (und Historiker) Hans Speidel eine gemeinsame, auf ihre Zeit im Stabe des Militärbefehlshabers Frankreich zurückgehende, Geschichte haben, ist dem Leser der „Strahlungen“ und der beiden großen Jünger-Biographien von Kiesel und Schwilk gut bekannt.
Wie intensiv aber diese Beziehung gerade nach Ende des Zweiten Weltkrieges war, und welchen erheblichen Einfluß beide Protagonisten auf die politische Entwicklung (im umfassendsten Sinne) der Bundesrepublik hatten, wird m.E. hier erstmals in aller Deutlichkeit dargelegt.
Dem Autor gelingt es, insbesondere aufgrund des privaten Schriftwechsels zwischen Jünger und Speidel, klar herauszuarbeiten, welch große Mühe beide darauf verwandten, nach dem Zweiten Weltkrieg die Rolle des Militärs in diesem Krieg in ihrem Sinne zu definieren, und damit sicherzustellen, daß dann später auch die Bundeswehr an die zeitlosen Traditionen und Werte des deutschen Militärs anknüpfen konnte.
Kurz: Hitler allein hat den Krieg geführt (was angesichts der völlig auf ihn zugeschnittenen Befehlsstränge ja auch tatsächlich nicht abwegig ist), das Offizierskorps hatte keine Verantwortung, lediglich die höchsten Militärs waren verpflichtet, Widerstand zu leisten (den niedrigeren Chargen fehlte die Einsicht in die Zusammenhänge).
Der militärische Widerstand wird von Speidel und Jünger als Ehrenrettung der Wehrmacht gesehen. Damit grenzten sich beide nach dem Zweiten Weltkrieg eindeutig von den Ewiggestrigen ab.
Diese Grundüberzeugungen sind nicht zu trennen von den gesellschaftspolitischen Vorstellungen Speidels und Jüngers.
Gerade im Hinblick auf Ernst Jünger gelingt es dem Autor, so eine Art politische Biographie Jüngers zu schreiben. Hierbei werden natürlich auch die von Jünger zwischen den Kriegen vertretenen radikalen politischen Auffassungen herangezogen.
Es zeichnet den Autor aus, daß er es trotz seiner Kritik an insbesondere Jüngers politischen Ansichten der Zwischenkriegszeit und Jüngers Unwillen, sich damit auseinanderzusetzen klar vermeidet, die Moralkeule herauszuholen, wie dies leider heutzutage von immer mehr „Historikern“ geübt wird, die meinen, dem Leser die gewünschten Emotionen vorschreiben zu müssen.
Klar nimmt der Autor (indem er für seine Ansicht Belege anführt) gegen die Anwürfe Stellung, Jünger habe der Bundesrepublik feindselig gegenübergestanden.
Die vom Autor gesehenen menschlichen Schwächen beider Protagonisten werden oftmals mit einem ironischen Augenzwinkern bedacht.
Aufgrund der herausgehobenen Rolle Speidels beim Aufbau der Bundeswehr und bei der Westintegration der Streitkräfte der Bundesrepublik bietet der Autor eine gute Zusammenfassung der wehrpolitischen Probleme der Nachkriegszeit bis hin zur Debatte um die Nachrüstung.
Der Sprache des Autors ist anzumerken, daß er tief und eingehend über die verschiedenen Facetten seines Themas nachgedacht hat; die Darstellung ist sprachlich durchweg gut gelungen, lebhaft und anregend.
Daß Jünger nach Dieter Krüger „kaum mehr gelesen“ werde, ist schon ein ziemlich abwegiges Urteil.
Peinlich ist die Vielzahl der Rechtschreibfehler („Wilhelmshafen“!).
Insgesamt aber eine sehr lesenswerte „politische Biographie“ Jüngers und Speidels.