Giuseppe Carpani wurde zum Biografen Joseph Haydns (1732-1809), weil er sein Freund geworden war. Er musizierte gemeinsam mit dem Komponisten und war über lange Jahre sein enger Vertrauter und Gesprächspartner. Was er über die Musik Haydns zu sagen weiß, ist klar und kenntnisreich, überzeugend und voller Enthusiasmus. Was er aus dessen Leben erzählt, ist so lebendig, so begeistert, so voller Geist, dass Stendhal das Werk kurzerhand als sein eigenes ausgab. Carpanis Haydns-Biografie erschien im italienischen Original 1812, drei Jahre nach dessen Tod. Der Biograf lässt uns die Gestalt des Komponisten mit den Augen seiner Zeitgenossen sehen, gleichermaßen offen wie lebensnah. Er gibt uns kostbare Einblicke in das Wesen und die Arbeitsweise eines Künstlers, der, einfallsreich und fruchtbar wie kaum ein anderer, in seinem Leben ein einfacher Mensch war und mit seiner Musik unsterblich wurde. Die Biografie von Giuseppe Carpani erscheint hier, zwei Jahrhunderte nach Haydns Tod, erstmalsauf Deutsch.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Auf lauter sehr schöne Dinge trifft Jürgen Kesting in diesem Buch von 1812, das er, jetzt erstmals flüssig ins Deutsche übertragen, vor sich liegen hat. Harnoncourts Begeisterung, Stendhals Überschwang angesichts von Guiseppe Carpanis Erinnerungen an den Zeitgenossen und Freund Haydn - Kesting kann sie verstehen. Prächtig leuchtet der Glorienschein über Haydns Haupt, doch Carpanis Assoziationen (von Haydns Instrumentalwerken mit Ciceros Rhetorik) erscheinen Kesting stimmig genug, seine Charakterisierungen von Haydn Stil "plastisch und prägnant", biografische Details "geistreich-lapidar". Für Kesting ein "vergnügliches Epochen-Panorama" mit lässlichen Schwächen, etwa in seiner dokumentarischen Bedeutung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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