Ob es um Deutschlands Rolle in Europa geht oder um das Bröckeln des neoliberalen Konsens - ein Wort hat derzeit Konjunktur: Hegemonie. Seit der griechischen Antike bezeichnet dieser Begriff eine Beziehung zwischen Staaten (etwa in der Theorie der Internationalen Beziehungen) oder Klassen (z. B. bei Antonio Gramsci), die von einer bestimmten Mischung aus Freiwilligkeit und Zwang geprägt ist. Indem Perry Anderson die Geschichte des Konzepts in verschiedenen Kulturen nachzeichnet, zeigt er zugleich, dass seine jeweiligen Konnotationen stets ein politisches Barometer für sich wandelnde Machtverhältnisse sind.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eine Ideengeschichte des Begriffs "Hegemonie" - Rezensent Thomas Steinfeld hat das mit Interesse, aber auch Vorbehalten gelesen. Er lässt sich von Perry Anderson erklären, wie stark sich die Bedeutung des Begriffs Hegemonie verändert hat: Ursprünglich stand er für eine freiwillig übertragene, zweckgebundene Führungsrolle. Im Laufe der Jahrhunderte wurde er immer negativer besetzt und gilt heute oft als schönfärberische Beschreibung gewaltsam durchgesetzter Abhängigkeitsverhältnisse . Steinfeld lernt auch, wie wacklig die Position eines Hegemons ist, eines liberalen ebenso wie eines offen drohenden a la Donald Trump. So weit so gut, nur wenn der Autor versucht, die Weltgeschichte seinen geschichtsphilosophischen Theorien anzupassen, geht Steinfeld nicht mehr mit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»So wie es ein elektrisierendes Vergnügen ist, Roger Federer beim Tennisspielen zu beobachten, so stimulierend für die eigenen Neuronen ist es, Perry Anderson beim Denken über die Schulter zu schauen: Hier kann man lernen, was begriffliche Klarheit im Verbund mit großer Quellenkenntnis, vorangetrieben durch ein polemisches Temperament und in Schwung gehalten durch einen klassisch trockenen Stil, vermag.« Ijoma Mangold DIE ZEIT 20181115







