Bilder von Flucht, Vertreibung und Versehrung über die Jahrtausende hinweg, in Historie und Mythos: Eurydike, panisch vor einem ihr nachstellenden Gott fliehend, übersieht die Schlange und stirbt an ihrem Biss. Landlose Häusler in Nordschottland, auf minderwertiges Land umgesiedelt oder zur Auswanderung gezwungen. Eine junge deutsche Adelige, gebildet und begabt, widersetzt sich dem »Gegebenen«, »den Sitten der Gefälligkeit« ihres Standes. Eine Magd in Polen verwandelt sich in einen Vogel und entkommt so der Armut und den Zumutungen des Lebens. Im äußersten Norden Italiens verweigern Frauen, über Monate auf sich allein gestellt, nach der Rückkehr der Männer die menschliche Sprache.
Esther Kinskys Heim.Statt ist ein Zyklus aus sieben mehrstimmigen Langgedichten, verbunden durch kurze Zwischentexte, die wiederkehrende Motive der Gewalt, der Verletzung, des Verstummens zum großen Thema der Flucht bündeln und verdichten. Wie Aufbruch und Verlust immer schon Bestandteil desmenschlichen Daseins waren, Anlass zu Hoffnung und Trauma gleichermaßen, dafür findet Esther Kinsky berührende Bilder und eine bezwingende Sprache.
Esther Kinskys Heim.Statt ist ein Zyklus aus sieben mehrstimmigen Langgedichten, verbunden durch kurze Zwischentexte, die wiederkehrende Motive der Gewalt, der Verletzung, des Verstummens zum großen Thema der Flucht bündeln und verdichten. Wie Aufbruch und Verlust immer schon Bestandteil desmenschlichen Daseins waren, Anlass zu Hoffnung und Trauma gleichermaßen, dafür findet Esther Kinsky berührende Bilder und eine bezwingende Sprache.
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Rezensent Helmut Böttiger freut sich, dass sich auch Esther Kinskys neuer Gedichtband wieder unterschiedlichen Geografien widmet, sowohl inhaltlich, Regionen von Schottland bis Italien kommen vor, als auch sprachlich. Mit mehrsprachlicher Hingabe widmen sich die sieben Langgedichte zum Beispiel den schwierigen Bedingungen für Landwirtschaft, der Kargheit der Natur und der Armut und loten die Zwischenräume, die Lücken aus: "decipher/the interstices/sprich zu mir/meer". Böttiger freut sich, dass nicht nur die Inhalte, sondern auch die Sprachen zusammenfließen und die Gedichte in einen rhythmischen Flow bringen, in dem die Kunst ihr Anliegen der Vernetzung umso deutlicher hervorbringen kann.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Das Rhythmische verbindet sich in diesen Gedichten mit bestimmten Bildern, die wiederkehren und selbstständige Motivkomplexe bilden. Der Text entwirft seinen eigenen Sinnzusammenhang und stellt ihn der vorgefundenen Wirklichkeit entgegen.« Helmut Böttiger wochentaz 20250801