Der Begriff der Heimat hat eine dunkle Geschichte, die der Erhellung bedarf, und sie hat womöglich mehr Zukunft, als uns lieb ist. Je mehr Heimatlosigkeit die mobile, flexible neoliberale Welt mit sich bringt, desto unausweichlicher wird es, von Heimat zu reden.Heimat ist ein deutsches Wort, das sich nicht umstandslos in andere Sprachen übersetzen läßt. Heim, Haus, Schutz, Seßhaftigkeit schwingen da mit. Heimat ist, wo man zu Hause, geborgen, mit allem vertraut ist. Heimat ist ein Idiom. Es ist schwer belastet mit Geschichte. Deutsche Romantik, deutsche Volkstümelei und deutscher Faschismus haben sich ausgiebig seiner bedient. Unzählige Male ist es mißbraucht und verhunzt worden. Aber sein Mißbrauch raubt ihm keineswegs alle Berechtigung. Im Gegenteil, ihr verantwortungsvoller Gebrauch wird um so dringlicher. Solange das Gefühl, das sich Heimweh nennt, bei kleinen und großen Kindern nicht ausstirbt, gibt es keinen vernünftigen Grund, das Wort Heimat aus der deutschen Sprache zu tilgen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Eberhard Rathgeb konnte in diesem Buch "nichts Genaues" erfahren über die Unterschiede zwischen Heimat, Staat, Nation, Volk. Als "eine kritische Heimatkunde" bezeichnet er den Essay. Immerhin werden Bloch und Adorno zitiert, entlarvt Christoph Türcke die "Nation" als einen "vagen Begriff" und warnt vor einem Heimatgefühl, das zum Nationalstolz mutiert: "Der Stolz auf die Nation ist ihm nicht geheuer." Aber reicht das? Rathgeb scheint der Kreis zu eng gezogen: "Kein erhellendes Wort über die vertrauten Gebiete, die durch Wissen bewohnbar gemacht werden", deutsche Geschichte etwa. Heimat, so Rathgeb, sei wohl schwieriger als kritische Heimatkunde - und mehr als kindliche Vertrautheit.
© Perlentaucher Medien GmbH
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