Das Böse Erben oder das Gute tun?
Mit „Heir“, dem ersten Band einer Fantasy-Dilogie, führt Sabaa Tahir die Lesenden zurück in die schon aus „An Ember in the Ashes“ bekannte Welt und steht dabei dieser Reihe, die für Begeisterung sorgte, in nichts nach. Das Buch ist optisch wunderschön aufgemacht
und das stark atmosphärische Titelmotiv findet sich auch im Inneren des Buches immer wieder. Für…mehrDas Böse Erben oder das Gute tun?
Mit „Heir“, dem ersten Band einer Fantasy-Dilogie, führt Sabaa Tahir die Lesenden zurück in die schon aus „An Ember in the Ashes“ bekannte Welt und steht dabei dieser Reihe, die für Begeisterung sorgte, in nichts nach. Das Buch ist optisch wunderschön aufgemacht und das stark atmosphärische Titelmotiv findet sich auch im Inneren des Buches immer wieder. Für alle, die sich Sorgen machen: Die Kenntnis der Reihe „An Ember in the Ashes“ ist nicht notwendig, Tahir gelingt es mühelos, ihr komplexes Worldbuilding auch für Neueinsteiger:innen absolut verständlich zu machen.
Womit wir direkt beim ersten großen Plus des Buches wären: Was für ein beeindruckendes und komplett durchdachtes Worldbuilding! Selten habe ich ein solches in dieser Komplexität bei gleichzeitiger Verständlichkeit gelesen. Diese Welt zieht die Lesenden vom ersten Satz an komplett in den Bann und erst 600 Seiten später kann man langsam wieder ausatmen.
Aiz, eine Waise, die in einem Klosterkontext aufwuchs, will Rache an dem Tyrannen nehmen, der ihr Leid verursacht hat. Dabei stößt sie auf Quil, Sufiyan und Aurelia, Kinder des Imperiums, sowie Sirsha, die auf ganz eigenen Pfaden wandelt. Die Schicksale der jungen Menschen verweben sich immer enger, denn es gibt eine düstere Gewalt, die sich anschickt, alles zu zerstören. Was steckt hinter dieser Macht und wird es eine Möglichkeit geben, sie aufzuhalten, bevor alles in Trümmern liegt?
Tahirs Roman ist ein hochspannender Pageturner, der sich neben einer Story voller unerwarteter Plottwists auf der Metaebene auch noch mit ganz anderen Fragen beschäftigt: Was ist Kultur? Kann es Macht ohne Gier geben? Wird es immer eine erste und eine dritte Welt geben, wird es immer Tyrannen und Ausgebeutete in den Krieg treiben? Wie stark ist die Macht des Wortes? Wie sehr müssen wir auf Worte achten, wie leicht entfesseln sie etwas, das wir gar nicht wollten? Diese tiefere Ebene zieht sich durch die Seiten und man kann leicht über sie hinweglesen in der treibenden Handlung, dennoch ist sie da und macht diesen Roman dadurch besonders, hebt ihn ab von anderer Fantasy.
Tahir schreibt brillant, ein Shout-Out auch an die gleich drei Übersetzenden, die hier ganze Arbeit geleistet haben. Stark sinnlich und bildhaft, mit vielen, jedoch nie zu vielen Details, einer guten Dosis Romance und Spice, die immer genau rechtzeitig aus dem Geschehen geht, extrem dicht und komplex geschrieben mit hohem Puls. Hier werden wirklich alle Register gezogen.
Der Band ist in sich abgeschlossen, wartet aber am Ende dennoch mit einem fetten Cliffhanger auf. Band zwei ist noch nicht geschrieben, aber zum Glück kann ich noch auf die Vorgängerreihe ausweichen, um die Wartezeit zu überbrücken. Absolute Leseempfehlung.