Im Namen der Religion
Cover & Klappentext
Das Cover hat mir nicht zugesagt, obwohl es zum Inhalt passt. Dafür war der Klappentext ansprechend, sodass ich mich an das zugegebenermaßen schräge Buch herangewagt habe.
Meinung
Normalerweise hätte ich wohl Abstand zu diesem Werk genommen, aber
ich war in der richtigen Stimmung für etwas anderes. Und dieses Buch ist anders. Schräg, wütend,…mehrIm Namen der Religion
Cover & Klappentext
Das Cover hat mir nicht zugesagt, obwohl es zum Inhalt passt. Dafür war der Klappentext ansprechend, sodass ich mich an das zugegebenermaßen schräge Buch herangewagt habe.
Meinung
Normalerweise hätte ich wohl Abstand zu diesem Werk genommen, aber ich war in der richtigen Stimmung für etwas anderes. Und dieses Buch ist anders. Schräg, wütend, plastisch, fanatisch und brutal.
Der Autor führt den Leser über die Sichtweisen von Benji, Nick und Theo durch das Geschehen, wobei der Fokus klar auf Benji liegt.
Benji, 16 Jahre, trans, wird von religiösen Fanatikern großgezogen, die das Ende der Welt verursacht haben. Infiziert mit einem Virus, durch den er die restliche Menschheit vernichten soll, sucht er nach einem Ort, wo er sich verstecken kann, und landet bei einer Gruppe queerer Jugendlicher. Ihr Anführer Nick kennt sein Geheimnis und hilft ihm, um seine eigenen Pläne voranzutreiben.
Der Einstieg gestaltet sich etwas schwierig, weil der Autor für bestimmte Begriffe eine andere Bedeutung genutzt hat. Zudem war der Schreibstil sehr prägnant. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen. In so gut wie jeder Zeile schwingt Wut mit, was natürlich nicht spurlos an dem Leser vorbeigeht. Allerdings kommt das nicht mehr so stark zum Tragen, wenn man erst einmal in die Story gefunden hat. Hier will ich anmerken, dass dieser Roman nichts für schwache Nerven ist. Es gibt aber auch eine Warnung, die man wirklich beherzigen sollte. Obwohl ich sehr plastisch dargestellte Geschichten mag, musste ich das ein oder andere Mal schlucken.
Benji wurde toll gestaltet, insbesondere seine Gefühlswelt hat mich überzeugt. Als Mädchen im falschen Körper hatte er bei seiner Familie, insbesondere seiner Mutter, keine Chance. In der queeren Gemeinschaft hat er Personen getroffen, die ihn verstehen, so glaubt er. Aber auch dort gibt es Konflikte.
Besonders interessant ist Nick. Queer und zudem Autist. Seine Sichtweise hat mir sehr gefallen. Als Gegenpart zu Benji, mit seinen ganzen Gefühlen, kann er damit nicht so viel anfangen. Sie scheinen sich zu komplementieren.
Allerdings hätte ich mir mehr Zwischenmenschliches gewünscht.
Diese Geschichte hebt sich definitiv vom Mainstream ab und ich bin mir nicht sicher, ob ich sie verstanden habe, denn hier bietet sich unheimlich viel Interpretationsspielraum. Das sorgt dafür, dass man noch im Nachhinein gedanklich nicht davon ablassen kann.
Zwischendurch war ich der Meinung, das Werk stelle eine Metapher dar. Natürlich kann man es auch so nehmen, wie es ist. Oder es soll verdeutlichen, was im Namen von Religionen alles getan wird, wie man Gewalt rechtfertigt.
Jedoch zeigt es die Schönheit im Hässlichen. Das wurde grandios umgesetzt.
Weniger gefallen hat mir das gewisse Schwarz-Weiß-Denken. In diesem Roman werden Menschen in Rollen gepresst. Queer ist gut und alles andere böse, um es mal stark vereinfacht auszudrücken. Das kann meines Erachtens nach niemanden repräsentieren.
Insgesamt wurde ich jedoch gut unterhalten, obwohl mich dieses Buch noch eine Weile beschäftigen wird.
Fazit
Ein wirklich schräger, aber außergewöhnlicher Roman, der wachrüttelt, abstößt, jedoch auch phasenweise anzieht.
Ich vergebe vier von fünf Sternen und eine eingeschränkte Leseempfehlung, weil es wirklich heftig zugeht und sich nicht für die breite Masse eignet.