Der Autor legt seine „Kriegserinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945“ vor. Gerade für die Nachgeborenen interessant und beeindruckend ist der Umstand, daß diese Aufzeichnungen kurze Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden sind, und ungeschminkt und auch ungeschützt die Kriegserlebnisse
eines Offiziers schildern, den die Niederlage schmerzt, und der dazu auch steht.
Daß die…mehrDer Autor legt seine „Kriegserinnerungen an die Jahre 1938 bis 1945“ vor. Gerade für die Nachgeborenen interessant und beeindruckend ist der Umstand, daß diese Aufzeichnungen kurze Zeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges entstanden sind, und ungeschminkt und auch ungeschützt die Kriegserlebnisse eines Offiziers schildern, den die Niederlage schmerzt, und der dazu auch steht.
Daß die Aufzeichnungen nicht nachträglich erheblich bearbeitet worden seien, ist sehr glaubhaft.
Das Buch ist eine erfreuliche und erfrischende Ausnahme von all der Betroffenheitslektüre über den Zweiten Weltkrieg, die dem Leser insbesondere vorschreiben will, was er zu fühlen hat. Bis auf einige Unverbesserliche dürfte für die meisten Interessierten feststehen, was von diesem Krieg zu halten ist. Der Autor wendet sich an den Leser, der noch selbst denken will.
Die Aufzeichnungen waren ursprünglich nur für die Familie des Autors gedacht. Der Verfasser hat sich dann entschlossen, seine Erinnerungen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Ein Herausgeber wurde eingeschaltet. Leider haben weder Autor noch Herausgeber die nötigen Konsequenzen aus dieser Entscheidung gezogen.
Die Artillerie-Einheit des Autors war in der Heeres-Gruppe „Nord“ eingesetzt, und hat in deren Einsatzgebiet eine Vielzahl von Stellungen eingenommen. Der Autor schildert die einzelnen Stationen seines Einsatzes sehr detailliert. Aber: keinerlei Kartenmaterial in dem Buch (und dies bei diesem stolzen Preis). Der Leser wird aufgrund der Vielzahl der mit ihren russischen Ortsnamen angegeben Einsatzorte ganz durcheinander. I.ü. würde Kartenmaterial auch die ganz außergewöhnlichen physischen Leistungen der Einheit in der Verlegung von einem Einsatzort zum anderen deutlich machen.
Wiederholt weist der Verfasser darauf hin, daß ihm die Lage an der Front seiner Heeresgruppe nicht bekannt gewesen sei; er habe versucht, sich auf eigene Initiative einen Überblick zu verschaffen. Gänzlich fehlte ihm der Überblick über die Gesamtlage an der Ostfront. Auch dies hätte den Herausgeber veranlassen sollen, zumindest einen Überblick über die Entwicklung der Lage der Heeresgruppe „Nord“ zu geben.
Dem Herausgeber ist noch nicht einmal gelungen, das richtige Datum zu ermitteln, zu dem die Division des Autors im „Wehrmachtsbericht“ erwähnt wurde: am 28.09.1944 (und nicht am 26.09.1944, wie auf S. 450 ausgeführt). Zudem leistet der Herausgeber gerade das, was der Autor vermeidet: Wertung. So führt der Herausgeber aus, der Autor schildere „sein Entsetzen“, als er vor dem Rußland-Feldzug von dem völkerrechtswidrigen „Kommissar-Befehl erfuhr (S. 521). Im Text des Autors kein Wort von „Entsetzen“, dort wird nur ausgeführt, daß er den Befehl bei Bekanntgabe für „schlicht völkerrechtswidrig“ gehalten habe (S. 169).
Dem Herausgeber hätte es auch gut angestanden, wenigstens die Vielzahl der störenden Rechtschreibfehler auszumerzen, zudem einige sprachliche Unebenheiten zu glätten.
Lobenswert ist ein vom Herausgeber erstelltes Glossar militärischer Fachbegriffe, zudem sehr detaillierte Informationen über die Gliederungen des Heeres der Deutschen Wehrmacht.
Aber dafür € 39? Gesamturteil trotz der beachtenswerten Einsichten des Verfassers: „Det lohnt doch nicht!“