Ein hauptstädtischer Repräsentationsverein mit Wurzeln im proletarischen Wedding - die Ausgangslage bei der 'Gleichschaltung' des Fußballclubs Hertha BSC war widersprüchlich. Der an der FU lehrende Historiker Prof. Daniel Koerfer hat diesen Prozess eingehend analysiert und dabei bislang kaum erschlossene Quellen ausgewertet. Er benennt Täter und Opfer und untersucht insbesondere die Beziehungen des damaligen Berliner Fußballhelden Hanne Sobek zur NSDAP.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Viel versprochen, erklärt der hier rezensierende Fußballreporter Marcel Reif, hat er sich von diesem ihm zugesandten Band zur Geschichte von Hertha BSC zur Zeit des Dritten Reichs nicht. Umso faszinierter aber zeigt er sich nun nach der Lektüre. Schon die Bild-Funde, die dem Autor und seinem Team gelungen sind, haben es in sich: So sieht man etwa 100 preußische Polizisten, die sich schon im Jahr 1933 im Sportpalast zum Hakenkreuz gruppieren. Und viele der hier nacherzählten Einzelschicksale seien, so Reif, so traurig wie exemplarisch. Das betrifft etwa den jüdischen Mannschaftsarzt, der in Auschwitz ermordet werden wird. Aber auch Briefe an Herthaner an der Kriegsfront sind erhalten. All das summiert sich, so das Resümee der Besprechung, zu einem Geschichtsbuch, das keineswegs nur Hertha-oder Fußballinteressierte begeistern dürfte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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