Diese nüchterne Feststellung stammt von Izolda Regensberg alias Maria Pawlicka. Seit der Deportation ihres Mannes nach Auschwitz besteht der Sinn ihres Lebens allein darin, ihren Herzkönig zu befreien. Die fieberhaften Bemühungen werden von Absurditäten und Zufällen, von glücklichen und unglücklichen Fügungen begleitet. In Zeiten der Vernichtung wundert sich Izolda über keine Grausamkeit - auch nicht über die eigene.Bis Izolda schließlich im Mai 1945 im Lager Ebensee auf ihren Ehemann trifft, hat sie eine Odyssee von Lagern und Gefängnissen hinter sich. Das Paar kehrt mit »polnischen« Pässen nach Polen zurück. Jahre später fliegt die geborgte Identität auf, und die beiden erhalten jüdische Pässe, die sie zur Ausreise nach Wien zwingen.Izolda, die hervorragende Spezialistin im Überleben, muss erkennen, dass sie das Leben nach dem Überleben nicht in den Griff bekommt. Sie empfindet zunehmend Fremdheit gegenüber der Welt, deren Fixpunkt ihr verloren gegangen ist. Sie zieht zu den Töchtern nach Israel. Umgeben von alltäglichen politischen Ausnahmezuständen und unverständlichen Wortfetzen lebt sie in ihrer Erinnerung noch im Zweiten Weltkrieg.»Herzkönig« handelt vom Schicksal polnischer Juden - jener, die durch den Holocaust umkamen, und jener, die ihn mit Verletzungen unterschiedlichster Art überlebten. Erschütternde historische Situationen korrespondieren mit persönlichen Katastrophen. Und für jede findet die Autorin knappe Sätze, die beim Leser einen tiefen Schrecken hinterlassen. So einfach und zugleich poetisch schreibt nur Hanna Krall.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Marie Luise Knott zeichnet den Weg der Autorin nach. Von Hanna Kralls Reportagen im Dienst des kollektiven Gedächtnisses bis zu diesem Roman über eine Liebe im Warschauer Ghetto, mit dem die Autorin ihre Lakonie laut Knott "zur Meisterschaft" bringt. Dass auf diese Weise das Geheimnis der erzählten Geschichte bewahrt bleibt, verbucht Knott als Gewinn, weil für sie im Ausgesparten der "Verlust menschlicher Gewissheiten spürbar" ist. Weil die Autorin Sprache außerdem nicht überformt, ergreifen "Schrecken und Staunen" angesichts der beschriebenen Welt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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