Lust,Glück,Schmerz und Qual liegen in den Bildern von Bosch engbeieinander und wurden im Laufe der Jahrhunderte vielfach gedeutet. Hans Belting interpretiert den ›Garten der Lüste ‹ nicht als Illustration der Schöpfungsgeschichte, sondern als eine gemalte Utopie des Paradieses ohne den Sündenfall und setzt sie in Beziehung zu den humanistischen Theorien von Thomas Morus und Willibald Pirckheimer. Auch ist es ihm gelungen, den weltlichen Auftraggeber und den Verwendungszweck des Triptychons zu bestimmen
Der Maler des Rätselhaften
Über die Bilder des niederländischen Malers Hieronymus Bosch haben sich bereits Generationen von Kunsthistorikern Gedanken gemacht. Sein Werk ist so vielschichtig und rätselhaft, dass eine genaue Deutung schier unmöglich ist. Unzählige grotesker Figuren bevölkern seine Darstellungen und selbst das jeweilige Sujet ist - trotz vermeintlich eindeutiger Titel ("Die Versuchung des Heiligen Antonius") - nicht unbedingt auszumachen. Hans Belting hat nun eine glänzende Studie vorgelegt, die Boschs "Garten der Lüste" in völlig neuem Licht erscheinen lässt.
Ein Paradies ohne Sündenfall
Das Tryptichon, das im Prado in Madrid hängt, zeigt auf dem linken Flügel das Paradies und auf dem rechten Flügel die Hölle. Darin sind sich die Experten einig. Das eigentliche Rätsel ist das Mittelbild. Sind es Müßiggänger, die hier ihren Lüsten nachgehen und quasi paradiesisch leben - in Frieden und in Eintracht? Ist auch hier ein Paradies zu sehen? Beltings beherzte These: Auch das Mittelbild stellt ein Paradies dar, aber eines ohne Sündenfall. "Wir blicken auf eine Menschheit, die wir nicht kennen. Es ist nicht die erlöste Menschheit, die vor dem Tod gerettet wurde, sondern eine utopische Menschheit, die es nie gab." Nach Belting schuf Bosch mit dem "Garten der Lüste" ein utopisches, imaginäres, irdisches Paradies. Er ließ dafür die Autorität der Bibel hinter sich und ist in die Freiräume einer neuen Bildsprache vorgedrungen. Belting spricht von der "Lizenz künstlerischer Freiheit" und liefert damit eine außergewöhnliche und faszinierende Interpretation! Auf über 125 Seiten mit allein 67 Farbabbildungen kann der Leser teilnehmen an dem Versuch, eines der interessantesten Werke der Malerei zu entschlüsseln. Aber keine Angst: Der Zauber bleibt, denn das Rätsel Bosch löst auch Belting nicht.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
Über die Bilder des niederländischen Malers Hieronymus Bosch haben sich bereits Generationen von Kunsthistorikern Gedanken gemacht. Sein Werk ist so vielschichtig und rätselhaft, dass eine genaue Deutung schier unmöglich ist. Unzählige grotesker Figuren bevölkern seine Darstellungen und selbst das jeweilige Sujet ist - trotz vermeintlich eindeutiger Titel ("Die Versuchung des Heiligen Antonius") - nicht unbedingt auszumachen. Hans Belting hat nun eine glänzende Studie vorgelegt, die Boschs "Garten der Lüste" in völlig neuem Licht erscheinen lässt.
Ein Paradies ohne Sündenfall
Das Tryptichon, das im Prado in Madrid hängt, zeigt auf dem linken Flügel das Paradies und auf dem rechten Flügel die Hölle. Darin sind sich die Experten einig. Das eigentliche Rätsel ist das Mittelbild. Sind es Müßiggänger, die hier ihren Lüsten nachgehen und quasi paradiesisch leben - in Frieden und in Eintracht? Ist auch hier ein Paradies zu sehen? Beltings beherzte These: Auch das Mittelbild stellt ein Paradies dar, aber eines ohne Sündenfall. "Wir blicken auf eine Menschheit, die wir nicht kennen. Es ist nicht die erlöste Menschheit, die vor dem Tod gerettet wurde, sondern eine utopische Menschheit, die es nie gab." Nach Belting schuf Bosch mit dem "Garten der Lüste" ein utopisches, imaginäres, irdisches Paradies. Er ließ dafür die Autorität der Bibel hinter sich und ist in die Freiräume einer neuen Bildsprache vorgedrungen. Belting spricht von der "Lizenz künstlerischer Freiheit" und liefert damit eine außergewöhnliche und faszinierende Interpretation! Auf über 125 Seiten mit allein 67 Farbabbildungen kann der Leser teilnehmen an dem Versuch, eines der interessantesten Werke der Malerei zu entschlüsseln. Aber keine Angst: Der Zauber bleibt, denn das Rätsel Bosch löst auch Belting nicht.
(Eva Hepper, literaturtest.de)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nichts an Hieronymus Boschs Gemälde Triptychon "Garten der Lüste" ist so einfach, wie es dem ersten Blick erscheinen mag, es handelt sich, im Gegenteil, so Werner Hofmann in seiner umfangreichen Rezension zu Hans Beltings Deutung des Werks, um ein "Musterbeispiel der Verschlüsselung". Belting beginnt mit einer Klärung der Fakten, vor allem der Bezüge auf die Bibel und ihrer Grenzen. Die Paradiesdarstellung nützt, meint der Kunsthistoriker, eine Lücke der Heiligen Schrift und imaginiert, ganz aus der "künstlerischen Einbildungskraft" heraus ein "utopisch-imaginäres irdisches Paradies". Der Bezug zur biblischen Autorität wie zu den ikonografischen Standards wird nicht gekappt, aber eigensinnig in Dienst genommen. Der Rezensent ist nicht mit allen Thesen Beltings einverstanden, an Beltings Skepsis gegenüber einer Annäherung von Bosch und Erasmus von Rotterdam macht er das explizit. Das Resümee fällt dennoch sehr positiv aus, Beltings Buch, so Hofmann, bereitet "Vergnügen von der Art intellektueller Gratwanderung".
© Perlentaucher Medien GmbH
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