Die Geschichte einer queeren Frau zur Zeit des Nationalsozialismus - ein »fesselndes Porträt einer ambivalenten Künstlerin, das aktueller nicht sein könnte.« VALIE EXPORTWas ist zu halten von einer toughen Frau, die aus bäuerlichen Verhältnissen stammt, verkleidet als Soldat in den Ersten Weltkrieg zieht, die sich auf der Kunstgewerbeschule in München durchboxt, ihren Lebensunterhalt mit expressionistischer Malerei verdient, ihre Homosexualität offen auslebt, eine feministische Künstlerinnengruppe mitbegründet - und dann der NSDAP beitritt und antisemitische Schriften verfasst? Die Kulturpublizistin Nina Schedlmayer erzählt heute, vor dem Hintergrund unserer von Widersprüchen extrem geprägten Gegenwart, die Geschichte von Stephanie Hollenstein (1886 bis 1944) - packend wie ein Roman.
»Mit beeindruckender Quellendichte lässt sie das Leben einer Malerin plastisch werden, das wie erfunden klingt.« Karin Cerny, WOZ, 09.10.25
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Fast schon hypnotisiert liest Rezensent Arno Orzessek diese ungewöhnliche Biographie über die widerspruchsreiche Existenz der lesbischen Malerin und Antisemitin Stephanie Hollenstein. In einer durch Quellengenauigkeit bestechenden Abwechslung aus Lebenserzählung und ständigem Einbezug aktueller Fragen folgt der Kritiker den Ausführungen darüber, wie Hollenstein unter dem Namen Stephan in den Ersten Weltkrieg zog und zahlreiche Liebschaften zu Frauen, wie auch zu einigen Männern, pflegte. Der Kritiker staunt über die Widersprüchlichkeit dieser Figur: schon durch ihr Äußeres, das sich keiner Geschlechterkonvention beugte, war Hollenstein eigentlich eine "eine völlig unmögliche Person" für die Nazis, doch sie "warf sich ihnen an den Hals", war NSDAP-Mitglied und glühende Hitler-Verehrerin. Als sie starb, war es dem Völkischen Beobachter eine Meldung wert, lesen wir. Hollensteins Leben zeigt, dass selbst als progressiv verstandene Labels nie davor schützen können, den Autoritären zu verfallen, schließt der Kritiker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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