Produktdetails
- Verlag: Hohenheim Verlag
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: 19. März 2009
- Deutsch
- Abmessung: 215mm
- Gewicht: 420g
- ISBN-13: 9783898501811
- ISBN-10: 3898501817
- Artikelnr.: 25632707
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Der Untergang der DDR
Monika Zimmermann berichtete für diese Zeitung von 1987 bis 1990 aus der DDR, deren Untergang sie aus nächster Nähe erlebte. 65 anschauliche Reportagen macht die Journalistin, die nach ihrer F.A.Z.-Tätigkeit bei verschiedenen Zeitungen Chefredakteurin war und nun Regierungssprecherin des Landes Sachsen-Anhalt ist, als Buch zugänglich, um "die Erinnerung an das, was einmal die DDR war, wiederzubeleben". Vom sechsten Besuch des saarländischen Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine bei Honecker, von der Zuflucht von DDR-Bewohnern in der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Ost-Berlin, vom Gefühl der Menschen, "eingeschlossen zu sein", von der Hasenjagd für Diplomaten, der Beerdigung des Maueropfers Chris Gueffroy, der sich allmählich entwickelnden Protestbewegung, der friedlichen Revolution und vielem anderen mehr handeln die Beiträge.
Den 9. November 1989 verbrachte Frau Zimmermann in Leipzig, wo die nordrhein-westfälische Kulturwoche mit der Festveranstaltung im Opernhaus auf geringes Interesse stieß und der aus Düsseldorf angereiste Ministerpräsident Johannes Rau zumindest einen symbolträchtigen Satz sagen konnte: "Auch Ratschläge sind Schläge." Anfang 1990 nahm Frau Zimmermann die "soziale Geborgenheit" der taumelnden DDR unter die Lupe: "Im Gegensatz zu den Alten haben die Kinder es vermeintlich gut in der DDR, wo Kinderkleidung bis vor wenigen Tagen so hoch subventioniert war, dass durchreisende Polen ganze Wagenladungen davon mit nach Hause nahmen. Und dass für jedes Kind in der DDR ein Krippenplatz zur Verfügung steht und später ein Platz im Hort, wird allenthalben als Errungenschaft anerkannt." Vergessen werde dabei allerdings, dass die Mütter in der Produktion gebraucht wurden. Bei der "vielzitierten Vollbeschäftigung in der DDR" handele es sich um "eine verdeckte Arbeitslosigkeit", die "sich hinter vielen unproduktiven Arbeitsplätzen" tarne. Köstlich zu lesen ist ein Nachtrag von 1993 über einen "Blick in die eigene Stasi-Akte". Frau Zimmermann gibt Beobachtungen der Stasi-Spionageabwehr und deren Lageeinschätzungen über Aktivitäten der Korrespondentin wieder. Da gewinnt man leicht den Eindruck, dass die Überwachung der Journalisten des "Klassenfeindes" vorzugsweise Trotteln oblag. Der Wahn, alles wissen zu wollen, habe sich damals verbunden "mit dem Unvermögen, die Informationsflut zu beherrschen".
RAINER BLASIUS
Monika Zimmermann: Honecker bläst zur Hasenjagd. Reportagen aus einem untergegangenen Land. Hohenheim Verlag, Stuttgart 2009. 256 S., 18,- [Euro].
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