Der Band bietet eine einführende Übersicht über Edmund Husserls transzendentale Phänomenologie. Ausgangspunkt und zentraler Text ist die deutsche Erstübersetzung des umfassenden und viel konsultierten Artikels über Husserl in der »Stanford Encyclopedia of Philosophy«.Die nachfolgenden Kapitel vertiefen einzelne Abschnitte dieses Artikels und stellen Bezüge zur neueren analytischen Philosophie her: So geht es zunächst um Husserls Auffassung von Konzepten wie Begriff, Bedeutung, Erfüllung, Lebenswelt, Indexikalität, propositionaler Gehalt und Singularität. Beyer liefert hier die weltweit wohl erste Rekonstruktion von Husserls Konzeption des Gehalts im Sinne des Externalismus (also der Auffassung, wonach die wahrgenommene Umwelt den Bedeutungsgehalt mitbestimmt). Das folgende Kapitel vertieft die Themen Bewusstsein und Zeitbewusstsein, das anschließende behandelt phänomenologische Epoché und Reduktion; dieses Kapitel kann auch als allgemeine Einführung in Husserls transzendentale Philosophie gelesen werden. Anschließend geht es um Personalität und Lebenswelt, Einfühlung und Intersubjektivität sowie Ethik und Wertlehre bei Husserl. Das letzte Kapitel vertieft die Themen Wahrheit, Existenz und Erfüllung, Noema und transzendentaler Idealismus. Der Autor vertritt hier die These, dass Husserl selbst als analytischer Philosoph gelten kann, und kritisiert seinen »Beweis« für den transzendentalen Idealismus.
»Das Buch folgt einem klaren Aufbau: Nach einem knappen biografischen Abriss und einer umfangreichen Übersicht über Husserls wichtigste philosophische Begriffe vertiefen die folgenden Kapitel einzelne Aspekte im Detail. (...) 'Husserls Philosophie' richtet sich in erster Linie an ein philosophisch geschultes Publikum. (...) [B]eim Lesen [lässt sich] nachvollziehen, dass der Weg zur Erkenntnis über mehrere Anläufe führen kann. Und dass Philosophieren ein Prozess ist, bei dem man Abgeschlossenes eher selten findet.« Tim Caspar Boehme in der taz vom 13.09.2025
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Eher ein Expertenbuch als Einführung, findet Rezensent Tim Caspar Boehme mit Christian Beyers Buch zu Husserl vor. Denn trotz klaren Aufbaus mit einer ausführlichen vorangestellten Begriffsübersicht, die schon Begriffe wie "Hyle", "Noema" oder "das bestimmbare X" enthält, geht es tief in die Philosophie des Heidegger-Lehrers und Phänomenologie-Begründers: Zum Beispiel geht es um die "Intentionalität" als Kernthema Husserls, mit der der mathematisch geschulte Philosoph versuchte, "Wissenschaften als Systeme von Aussagen" zu beschreiben, die sich (intentional) auf etwas (gemeinschaftlich) Erlebtes richten, erklärt Boehme. Der gemeinschaftliche Aspekt, nämlich die "Intersubjektivität", sei das zweite große Thema, mit der Frage danach, wie wir überhaupt von einer Realität außerhalb unseres individuellen Bewusstseins sprechen können, fasst Boehme zusammen. Was so zusammengefasst vielleicht banal klinge, sei bei Husserl äußerst komplex angelegt und bei Beyer auch so dargestellt, betont der Kritiker - manche Passagen seien ohne Vorwissen in "formaler Logik" nicht zu verstehen. Trotzdem könne das Buch Einblicke in die Arbeit des Philosophierens an sich liefern, meint Boehme am Schluss öffnend.
© Perlentaucher Medien GmbH
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