Als im Jahr 2000 'Die Welt als Supermarkt' erschien, stellte der Tages-Anzeiger fest: "Den wahren Houellebecq trifft man in seinem Essayband. Der vermeintliche Nihilist und Zyniker analysiert darin die halbe Gegenwart." Nun folgt endlich ein neuer Band mit Aufsätzen und Interviews. Vielen seiner Bewunderer gelten die Essays als sein eigentliches Hauptwerk: Houellebecq pur, die Essenz seines Schaffens. Hier offenbart er erneut die Qualitäten eines großen Erzählers, der Subjektivität und Allgemeingültigkeit auf fesselnde Weise vermengt. Uns tritt ein Autor entgegen, der auf der Höhe seiner Fähigkeiten das tut, was er wie wenige beherrscht: Er formt Expeditionen ins Herz der Gesellschaft zu messerscharfen Analysen des Zeitgeists, die mal lakonisch, mal mit unerwarteter Wärme, aber immer aufrichtig und unbestechlich geschrieben sind. Die skurrile Tragikomödie, die wir alle miteinander auf der Bühne des absurden Menschheitstheaters aufführen, hat einen schonungslosen Rezensenten gefunden. Denn was Michel Houellebecq hier betreibt, ist keine Sozial- oder Kulturkritik - es ist nicht weniger als Weltkritik.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
In seinen Romanen lässt es der stets provokationsfreudige Michel Houellebecq an großen und größeren Thesen, und seien sie auch implizit formuliert, selten fehlen. Eigentlich, denkt Wolfgang Schneider erst mal, müsste ihn das doch zum glänzenden und spannenden Essayisten prädestinieren. Leider aber ist er das, wie die Lektüre dieses Bandes dem Rezensenten verdeutlicht, dann doch nicht, oder jedenfalls nur bei eher selten aufblitzender Gelegenheit. Gewiss, die "strong opinions" bleiben vorhanden, nur hängen sie, ohne Figuren, die sie verkörpern oder auf die der Autor sie appliziert, oft sehr in der Luft. Es geht thematisch in dieser Sammlung um aus den Romanen Vertrautes, von scharfer Islamkritik bis zu noch schärferer Kritik an der eigenen konsumistischen Kältekultur. Der Bezug auf innerfranzösische Debatten hat dabei zu starken Kürzungen in der deutschen Ausgabe geführt, wie Schneider ohne großes Bedauern ausführt. Am überzeugendsten findet er Houellebecq letztlich immer dann, wenn er sich selbst als "authentischen Schmerzensmann" ins Spiel bringt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Mit flotten, mitunter derben Strichen wirft Houellebecq ein Panorama der Kunst- und Medienszene des frühen 21. Jahrhunderts hin." BUCHKULTUR








