Alles kommt wieder. Sogar die Erinnerungen. Wann war sie zu Ende, die Nachkriegsordnung? Als die Mauer fiel? An diesen 9. November 1989 wird sich das junge Paar, das die Hochzeitsnacht vor dem Fernseher verbrachte, ein Leben lang erinnern. Es hat in dieser Nacht deutsche Geschichte erlebt. Zufällig. Denn eigentlich wollten sie nur so schnell wie möglich heiraten. Und der nächste freie Termin beim Standesamt war der 9. November. Der 9. November war für den Vater des Bräutigams bis dahin mit dem Jahrestag der 'Reichskristallnacht' verknüpft. 'Pah, Geschichte', sagt der Nachgeborene.
'Ich' kann jeder sagen. Dreizehn Ich-Erzähler erinnern sich an Erlebnisse und Ereignisse, die prägend wurden für ihr Leben. Erinnerungen an den Tag, als John F. Kennedy erschossen wurde, die RAF in Wien den Industriellen Palmers entführte, Griechenland Fußball-Europameister wurde.Aus Erinnerungen wird Geschichte. Der große Fabulierer Robert Menasse erzählt, was wir erlebt haben, so daß wir uns erinnern, uns erkennen und Spätere uns verstehen. In seinen Geschichten ist die historische Wahrheit - sage 'Ich' - gut aufgehoben.
'Ich' kann jeder sagen. Dreizehn Ich-Erzähler erinnern sich an Erlebnisse und Ereignisse, die prägend wurden für ihr Leben. Erinnerungen an den Tag, als John F. Kennedy erschossen wurde, die RAF in Wien den Industriellen Palmers entführte, Griechenland Fußball-Europameister wurde.Aus Erinnerungen wird Geschichte. Der große Fabulierer Robert Menasse erzählt, was wir erlebt haben, so daß wir uns erinnern, uns erkennen und Spätere uns verstehen. In seinen Geschichten ist die historische Wahrheit - sage 'Ich' - gut aufgehoben.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Gerhard Schulz macht einen Trend zu Erzählungsbänden aus, die, indem die einzelnen Texte thematisch verbunden sind, sich der großen Form des Romans anzunähern suchen und ihr mitunter sogar Konkurrenz machen. In dieser Kategorie sieht Schulz auch Robert Menasses Buch "Ich kann jeder sagen", wobei er sich durch die vermeintliche Durchsichtigkeit des Titels genauso "provoziert" fühlt wie durch die Undurchsichtigkeit des Untertitels, der die Erzählungen alle in eine Zeit der "Nachkriegsordnung" verlegt. Überhaupt würde er die Klärung dieser Fragen gern einem Germanistenseminar überlassen. Soviel wird dem Rezensenten jedoch klar, die Texte sind alle mit herausragenden historischen Ereignissen oder mit der jüdischen Familiengeschichte der Menasses verbunden. Manchmal scheint Schulz diese Verbindung allerdings allzu angestrengt und mitunter kollidiert sie merklich mit der "Banalität des erzählten Stoffes oder Inhalts ", wie er moniert. So finde sich der Autor öfter mal in "theoretischen Erklärungsnöten" was den thematischen Zusammenhang der Erzählungen angeht. Trotzdem haben Schulz einige Erzählungen, die mit den Mitteln des "Schocks" oder der Komik arbeiten, gut gefallen, beispielsweise wenn der Autor von einer jüdischen Familie erzählt, die als Schimpansen verkleidet im Amsterdamer Zoo überlebt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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