»Reisen, um heimatlos zu werden«, schreibt Henri Michaux. Der Österreicher Josef Winkler ist während der Niederschrift seiner Romane über sein Heimatland Kärnten immer wieder nach Italien gereist, später nach Indien und dann auch nach Mexiko, im Gepäck die Erzählungen anderer Autoren, aus denen er kurze Zitate als Intarsien in seine poetologischen Reportagen einsetzt: von Reisen, die ihn zu seiner eigenen Überraschung mit Variationen eines Bildes aus der Kindheit - ein am Straßenrand liegendes, bereits mit Packpapier abgedecktes, überfahrenes Kind - heimholen. Zuletzt in Klagenfurt, wo bei Straßenarbeiten zur Vorbereitung der Fußballeuropameisterschaft 2008 ein Kind überfahren wird und stirbt. Erzählung für Erzählung, Todesfall für Todesfall rückt Winkler seiner Heimatlosigkeit näher.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Das dem diesjährigen Büchner-Preisträger Josef Winkler zuteil gewordene Lob kann Rezensent Burkhardt Müller anlässlich dieses Buches nicht wiederholen. Er sieht in den elf offenbar autobiografischen Einzeltexten ein "offensichtliches Nebenwerk", das neben Reiseerzählungen großenteils aus "isolierten Reminiszenzen eines österreichischen Bauernlebens" bestehe. Sehr breiten Raum nehmen allerdings nach Meinung des Rezensenten auch Äußerungen der Kinder des Autors sowie ausführliche literarische Zitate ein, die, wie der Rezensent meint, Winklers eigenes Werk in den Schatten zu stellen drohen. Die behauptete "Lebenswichtigkeit" der geschilderten Erlebnisse und Lektüren kann Müller nicht nachvollziehen und sieht stattdessen eher unwesentliche Beobachtungen mit einem "Bedeutungs- und Beziehungswahn" überfrachtet. Außerdem findet er die Sätze im Verhältnis zur "Knappheit der Texte insgesamt" zu lang.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Nur einem überragenden und derart phantasiebegabten Stilisten wie Josef Winkler ist es vergönnt, das Lebensthema Tod so zu variieren, dass die Lektüre jedes seiner Bücher wie Friedhof der bitteren Orangen, Natura morta oder Roppongi. Requiem für einen Vater zu einem neuen rhapsodischen Genuss wird. Davon kündet in nuce dieses bunte Bändchen mit seinem gewaltlüsternen Titel.« Katrin Hillgruber Frankfurter Rundschau







