Joseph Roths Feuilletons: ein Schlüssel zum Werk des brillanten Romanciers.Viele seiner Zeitgenossen kannten ihn als Journalisten, der Anfang der zwanziger Jahre begann, auch Romane zu schreiben: Joseph Roth. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er zunächst als Romancier wiederentdeckt, als Meister impressionistischen Erzählens. Diese Ausgabe bietet nun erstmals eine repräsentative Auswahl aus dem umfangreichen journalistischen Werk erstmals in der Textgestalt der Erstdrucke. Joseph Roths Reportagen, Essays und Feuilletons zeichnen sich durch hohes Sprachbewusstsein und phantasievoll-präzise Bildlichkeit aus und sind geprägt von hellsichtiger Wahrnehmungskraft und leidenschaftlicher Subjektivität: »Alles wird bei mir persönlich«, schrieb Roth über seine journalistische Arbeit. Die besten Texte des heute nur noch wenigen bekannten Feuilletonisten sind hier chronologisch so zusammengestellt, dass hinter der journalistischen Form immer wieder auch der großartige Erzähler sichtbar wird, dessen Artikel bis heute nichts von ihrer Faszination verloren haben. Wie unentbehrlich sie für das Verständnis seiner künstlerischen Entwicklung sind, zeigen darüber hinaus die Erläuterungen im Anhang, die die einzelnen Texte in ihrer Bedeutung für Roths Weltbild und Werk erschließen und in ihrer Gesamtheit ein vorzügliches Portrait des Künstlers und Menschen Roth zeichnen.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
An die große Joseph Roth'sche Werkausgabe, die Volker Breidecker noch einmal lobt, kommt dieser Band natürlich nicht heran. Nicht mal repräsentativ kann sein, was nur 70 Texte von rund 1700 vereint. Dennoch hat Breidecker hier eine handliche Auswahl von Roths journalistischem Werk in Händen, die den großen Vorteil hat, von Helmuth Nürnberger sorgfältig kommentiert zu sein. Im "starken" Anmerkungsteil muss Breidecker blättern, um den Nachweis der Erstdrucke zu erhalten, etwas umständlich findet er. Und "Textgestalt nach Erstdrucken", wie der Band verspricht, schaut für ihn auch anders aus, einfach mehr Absätze einziehen gilt nicht. Um nicht weiter zu murren, verlegt der Rezensent sich lieber auf die Lektüre der wunderbaren Feuilletonkunst Roths, die er hier, und das findet er ausdrücklich klasse, teilweise in originaler Artikelfolge bestaunen kann. Roths Reisen nach Galizien, Russland und auf den Balkan etwa. Und ins "mittägliche Frankreich"! Für Breidecker findet sich hier mehr Dichterisches als in so manchem Roman.
© Perlentaucher Medien GmbH
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