Il mito delle origini è quello che ci fa pensare che esista un punto magico della storia in cui tutto prende forma, tutto comincia e tutto si spiega; il punto in cui si cela l'intimo segreto della nostra identità. Ma perché quello delle origini è solo un mito? Il fatto è che le origini, di per sé, spiegano poco: l'identità nasce dalla storia, da come quelle origini si sviluppano, crescono, cambiano attraverso incontri e incroci spesso imprevedibili. Basta un piatto di spaghetti al pomodoro per spiegarlo. Seguendo le tracce del nostro piatto identitario per eccellenza, Massimo Montanari risale a tempi e luoghi distanti ¿ dall'Asia all'America, dall'Africa all'Europa, dalle prime civiltà agricole alle innovazioni medievali, fino a vicende di qualche secolo fa, o dell'altro ieri. Scopriamo, così, che ricercare le origini della nostra identità (ciò che siamo) non ci porta quasi mai a ritrovare noi stessi (ciò che eravamo) bensì altre culture, altri popoli, altre tradizioni, dal cui incontro e dalla cui mescolanza si è prodotto ciò che siamo diventati. Das Urheberrecht an bibliographischen und produktbeschreibenden Daten und an den bereitgestellten Bildern liegt bei Informazioni Editoriali, I.E. S.r.l., oder beim Herausgeber oder demjenigen, der die Genehmigung erteilt hat. Alle Rechte vorbehalten.
Es gibt ein Gericht, an dessen nationaler Identität eigentlich kein Zweifel bestehen zu können scheint: Ein Teller Spaghetti mit Tomatensoße, darauf ein Blatt Basilikum, grün, weiß, rot - italienischer geht es nicht. Wenn es nicht doch ein bisschen komplizierter wäre, wie der italienische Historiker Massimo Montanari darlegt. Er erläutert in seinem Büchlein nicht nur kurzweilig die Geschichte der "Spaghetti al pomodoro", er erzählt dabei auch viel über Kultur und Gesellschaft. So kam, wie Montanari erklärt, mit der Peperoni, die für viele in eine gute Tomatensoße gehört, eine kleine Revolution nach Italien: Lange war es das Privileg der Reichen gewesen, gut gewürzte Speisen zu verzehren. Da die Chilipflanze aber kein seltenes Gewürz, sondern nach ihrem Import aus Südamerika einfach zu vermehren war, mussten die gehobenen Stände andere Wege finden, sich kulinarisch abzugrenzen.
Wer die Spaghetti mit Tomatensoße als typisch italienisches Gericht bezeichnet, hat einerseits recht, spricht aber vielleicht von einem anderen Italien, als er denkt: einem Italien der Migration und Emigration. Die erste Nudelindustrie entstand im zwölften Jahrhundert auf Sizilien, das zunächst von den Arabern, dann von den Normannen besetzt war. Die Nudeln waren zunächst eine Variante des Brots aus dem Nahen Osten. Und auch die Tomatensoße, die sich erst im frühen neunzehnten Jahrhundert zu den Spaghetti gesellt, gäbe es nicht, wenn die Italiener - die es als solche zudem noch gar nicht gab - immer unter sich geblieben wären. Oder immer in Italien. Denn das Klischee der pastaliebenden Italiener war zunächst eine Zuschreibung von außen, die den italienischen Einwanderern in den Vereinigten Staaten verpasst wurde. Viele süditalienische Bauern seien erst in Amerika zu Makkaroni-Essern geworden. Was zeigt, dass die Suche nach Wurzeln, an denen nationale Identität festgemacht werden soll, zur Einsicht führt, "dass die Wurzeln häufig die anderen sind".
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Massimo Montanari:
"Spaghetti al pomodoro". Kurze Geschichte eines Mythos.
Aus dem Italienischen von Victoria Lorini. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2020. 144 S., geb., 19,- [Euro].
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