Wer bestimmte im Kaiserreich der Vorkriegszeit die Politik? Dieser Frage sind in den letzten hundert Jahren viele Historiker nachgegangen. Gemeinsam ist den bis heute vorgelegten Erklärungsmustern, dass man bei der Suche nach der Verantwortlichkeit für die nach 1890 gefällten innen- und außenpolitischen, teils verhängnisvollen, Grundsatzentscheidungen immer wieder auf die skurrile Persönlichkeit des letzten deutschen Kaisers zurückkam, auf die Unreife und, wie Peter Winzen aufzeigt, Manipulierbarkeit Wilhelms II. Winzen vermeidet in der hier vorgelegten Untersuchung bewusst die Fokussierung auf den Hohenzollernkaiser und stellt Persönlichkeiten in den Vordergrund, deren nachhaltige politische Wirksamkeit bislang unterschätzt worden ist: den Kaiserfreund, Kanzlermacher und langjährigen Krisenmanager Philipp Fürst zu Eulenburg-Hertefeld (1847-1921), der seine politische Laufbahn 1902 als Botschafter in Wien beendete, und den von 1897 bis 1909 als Außenstaatssekretär und Reichskanzler fungierenden Fürsten Bernhard v. Bülow, der dem Kaiser bis zur Daily-Telegraph-Affäre ebenfalls sehr nahe stand. Die Darstellung, die das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungsarbeit in unzähligen in- und ausländischen Archiven ist, beleuchtet vor allem die Methoden der Einflussnahme, Machtsicherung und Machterhaltung der beiden Protagonisten ausgiebig und umfassend. Sie bezieht zum ersten Mal auch die Privatsphäre des nach Bismarck am längsten amtierenden Reichskanzlers in die Betrachtung mit ein und gelangt zu teils frappierenden Ergebnissen.
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