Ein verschollen geglaubtes Werk wiederentdeckt - der Roman einer vergangenen Epoche von alarmierender AktualitätVivan liebt das Nachtleben, die Kunst und ihre Freiheit. Die Nächte verbringt sie in den queeren Künstlerkreisen in Berlin, während draußen die Weltwirtschaftskrise tobt. Sie verliebt sich unglücklich in einen wesentlich älteren Dichter, die Affäre endet und Vivan versucht, sich das Leben zu nehmen. Sie überlebt knapp und trifft die Entscheidung für ein emanzipiertes Leben. Doch dann geht sie ein Verhältnis mit Michael ein. Ein Künstler, der wie sie auf der Suche nach seinem Platz in der Welt ist. Als Vivan schwanger wird, muss sie neue Pläne für ihr Leben fassen - zeitgleich übernehmen die Nationalsozialisten die Macht.Mopsa Sternheim erzählt, was es für eine Frau der 1920er und 1930er Jahre bedeutet, wenn sich in einer traumatisierten und desillusionierten Gesellschaft ein männlicher Gewaltkult erneut Bahn bricht.In expressionistischer, reduzierter Sprache schildert die Autorin anhand der Biographien von Vivan und Michael die verheerenden machtpolitischen und gesellschaftlichen Dynamiken am Anfang des 20. Jahrhunderts. Sternheims analytischer Blick steht dabei dem Scharfsinn Gabriele Tergits in nichts nach.»Im Zeichen der Spinne« ist der einzige Roman von Mopsa Sternheim. Er galt lange als verloren, bis er in einem Koffer in der Landesbibliothek Oldenburg entdeckt wurde. Er erscheint nun erstmals ediert, kommentiert und mit einem Nachwort versehen, das von der abenteuerlichen Überlieferungsgeschichte und der außergewöhnlichen Biographie der Autorin erzählt.
»Dass das literarische Schaffen jetzt ans Licht kommt, schenkt einer faszinierenden Frau posthum eine Stimme.« (Bettina Piper, Jüdische Allgemeine, 02.10.2025) »eine literarische Sensation« (Oliver Schulz, Nordwest Zeitung, 08.10.2025)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Nein, einen literarischen Sensationsfund möchte Rezensent Hilmar Klute Dorothea Sternheims - genannt "Mopsa" - nachgelassenen Roman "Im Zeichen der Spinne" nicht nennen, lesenswert findet er ihn dennoch. Denn die Geliebte von Gottfried Benn verarbeitet in dem Buch nicht nur ihre toxische Beziehung mit dem Schriftsteller, sondern deutet auch sexuelle Übergriffe ihres Vaters, des Dramatikers Carl Sternheim an. Vor allem aber beleuchtet Mopsa Sternheim, die sich im besetzten Frankreich einer Resistance-Gruppe anschloss, schonungslos die Verstrickungen der Deutschen in die NS-Diktatur, staunt der Kritiker. Da verzeiht er gern, dass die Motive mitunter "plakativ" und der expressionistische Ton gelegentlich parodistisch erscheinen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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