Marktplatzangebote
18 Angebote ab € 2,90 €
  • Gebundenes Buch

2 Kundenbewertungen

In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert Serhij Zhadan, wie sich die vertraute Umgebung in ein unheimliches Territorium verwandelt. Mindestens so eindrucksvoll ist seine Kunst, von trotzigen Menschen zu erzählen, die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung und ihr Verantwortungsgefühl entgegensetzen. Seine Auseinandersetzung mit dem Krieg im Donbass im Osten der Ukraine findet mit seinem Roman Internat ihren vorläufigen Höhepunkt.
Ein junger Lehrer will seinen 13-jährigen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause holen. Die Schule, in der seine
…mehr

Produktbeschreibung
In Bildern von enormer Eindringlichkeit schildert Serhij Zhadan, wie sich die vertraute Umgebung in ein unheimliches Territorium verwandelt. Mindestens so eindrucksvoll ist seine Kunst, von trotzigen Menschen zu erzählen, die der Angst und Zerstörung ihre Selbstbehauptung und ihr Verantwortungsgefühl entgegensetzen. Seine Auseinandersetzung mit dem Krieg im Donbass im Osten der Ukraine findet mit seinem Roman Internat ihren vorläufigen Höhepunkt.

Ein junger Lehrer will seinen 13-jährigen Neffen aus dem Internat am anderen Ende der Stadt nach Hause holen. Die Schule, in der seine berufstätige Schwester ihren Sohn "geparkt" hat, ist unter Beschuss geraten und bietet keine Sicherheit mehr. Durch den Ort zu kommen, in dem das zivile Leben zusammengebrochen ist, dauert einen ganzen Tag.

Der Heimweg wird zur Prüfung. Die beiden geraten in die unmittelbare Nähe der Kampfhandlungen, ohne mehr sehen zu können als den milchigen Nebel, in dem gelbe Feuer blitzen. Maschinengewehre rattern, Minen explodieren, öfter als am Tag zuvor. Paramilitärische Trupps, herrenlose Hunde tauchen in den Trümmern auf, apathische Menschen stolpern orientierungslos durch eine apokalyptische urbane Landschaft.
Autorenporträt
Serhij Zhadan, 1974 im Gebiet Luhansk/Ostukraine geboren, studierte Germanistik, promovierte über den ukrainischen Futurismus und gehört seit 1991 zu den prägenden Figuren der jungen Szene in Charkiw. Er debütierte als 17-Jähriger und publizierte zwölf Gedichtbände und sieben Prosawerke. Für Die Erfindung des Jazz im Donbass wurde er mit dem Jan-Michalski-Literaturpreis und mit dem Brücke-Berlin-Preis 2014 ausgezeichnet (zusammen mit Juri Durkot und Sabine Stöhr). Die BBC kürte das Werk zum 'Buch des Jahrzehnts'. 2022 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Zhadan lebt in Charkiw und ist seit Mai 2024 Soldat. Juri Durkot, 1965 geboren, studierte Germanistik in Lemberg und Wien. Seit 2007 übersetzt er gemeinsam mit Sabine Stöhr das Romanwerk von Serhij Zhadan. Sabine Stöhr, 1968 geboren, studierte Slawistik in Mainz und Simferopol. Seit 2004 übersetzt sie aus dem Ukrainischen, v.a. die Werke von Juri Andruchowytsch und, gemeinsam mit Juri Durkot, das Romanwerk von Serhij Zhadan. 2014 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung ausgezeichnet. Ebenfalls 2014 erhielt sie, gemeinsam mit Juri Durkot und dem Autor, den Brückepreis Berlin für Die Erfindung des Jazz im Donbass von Serhij Zhadan. 2018 wurde Sabine Stöhr und Juri Durkot der Preis der Leipziger Buchmesse verliehen für ihre Übersetzung des Romans Internat von Serhij Zhadan.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Debalzewe im Osten der Ukraine war 2015 Schauplatz heftiger Gefechte zwischen der ukrainischen Armee und den von Russland unterstützten Separatisten, an deren Ende die Armee geschlagen abzog. Seitdem steht die Stadt unter separatistischer Kontrolle. Serhij Zhadan hat der Schlacht um Debalzewe ein literarisches Denkmal gesetzt. Er schickt einen Antihelden durch seine namenlose Romanstadt, der den Krieg so lange ignoriert, bis er mittendrin ist: Pascha, ein Lehrer mittleren Alters, wohnt zusammen mit seinem Vater in einer kleinen Provinzsiedlung. In der nahen Stadt lebt sein 13-jähriger Neffe im Internat. Erst als es fast schon zu spät ist, als gerade die Armee die Stadt aufgibt, entschließt Pascha sich, den Jungen nach Hause zu holen. Seine Mission ist ein Weg durch die Vorhölle und zurück. Zhadan findet surrealistisch-apokalyptische Bilder für das Überleben in der kaputten Stadt, in der man erschossen werden kann, wenn man über eine Straße geht. Die Menschen begegnen sich mit größtem Misstrauen, doch gleichzeitig ist jede Begegnung bedeutungsvoll, weil potenziell mit Gefahr verbunden. So formt sich aus den vielen Szenen und Gesprächen, die im Roman verarbeitet sind, ein lebendiges Menschenmosaik inmitten des Krieges, das bei aller Endzeitstimmung auch skurrile Züge trägt.

© BÜCHERmagazin, Katharina Granzin (kgr)

Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Anlässlich des andauernden Krieges in der Ukraine Rezensent Christian Thomas in seiner Reihe "Kleine Ukraine-Bibliothek" noch einmal Serhij Zhadans bereits 2018 erschienenen Roman "Internat" vor. Mit vielen Zitaten lernen wir Pascha kennen, der seinen Neffen Sascha im Angesicht der sich anbahnenden Katastrophe aus dem Internat im Donbass bergen will. Die dramatische Geschichte einer Rettungsaktion, die von Zhadan, so Thomas, bewusst unemotionalisiert vorgetragen wird und somit ihre erschreckende Wirkung entfaltet. Der Autor wird am 23. Oktober den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten - zurecht, wie der Rezensent mit Bezug auf die poetische Kraft seines Werkes betont. Von dem Panorama des Krieges und der Angst in der Übersetzung von Juri Durkot und Sabine Stöhr zeigt er sich nachhaltig beeindruckt.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Große Sprachkunst.« Susanne Mayer DIE ZEIT 20221117