INTERVIEW MIT MARKUS HEITZ
Als Fantasyautor für Erwachsene sind Sie seit Jahrzehnten enorm erfolgreich. Auf „Irida“ dürfen sich jetzt schon Kinder ab 11 Jahren freuen. Was reizt Sie besonders daran, für jüngere Leserinnen und Leser zu schreiben? Hahaha, „seit Jahrzehnten“ klingt, als sei ich uralt. Gut, die 5 steht inzwischen … ein, zwei Jahre vorne. So schlimm ist es also noch nicht. Prinzipiell handle ich gern nach dem Prinzip: „Ich habe eine Idee, ich setze sie um“. Okay, manchmal dauert es etwas länger, das gebe ich zu. Meistens klappt es – und das gilt auch für Buchideen.
Ich halte nichts davon, mich thematisch zu limitieren, solange ich Lust darauf habe und die Idee als gut genug betrachte. Schon vor etwa 15 Jahren erschienen zwei Bilderbücher („Prima, Monster!“ und „Das Angstmacherchen“), die inzwischen allerdings vergriffen sind, und vor Kurzem „Die Traumgänger“, eine kleine Reihe mit Leseförderung, auch für Kids ab 11 Jahren.
Der Antrieb
für mich an einem Projekt ist IMMER der Spaß – und den hatte ich auch so was von bei „Irida“!
Was mich in diesem Fall sehr reizte: den bekannten Motiven von Freundschaft, einer Jugendbande,…mehr INTERVIEW MIT MARKUS HEITZ
Als Fantasyautor für Erwachsene sind Sie seit Jahrzehnten enorm erfolgreich. Auf „Irida“ dürfen sich jetzt schon Kinder ab 11 Jahren freuen. Was reizt Sie besonders daran, für jüngere Leserinnen und Leser zu schreiben?
Hahaha, „seit Jahrzehnten“ klingt, als sei ich uralt. Gut, die 5 steht inzwischen … ein, zwei Jahre vorne. So schlimm ist es also noch nicht. Prinzipiell handle ich gern nach dem Prinzip: „Ich habe eine Idee, ich setze sie um“. Okay, manchmal dauert es etwas länger, das gebe ich zu. Meistens klappt es – und das gilt auch für Buchideen.
Ich halte nichts davon, mich thematisch zu limitieren, solange ich Lust darauf habe und die Idee als gut genug betrachte. Schon vor etwa 15 Jahren erschienen zwei Bilderbücher („Prima, Monster!“ und „Das Angstmacherchen“), die inzwischen allerdings vergriffen sind, und vor Kurzem „Die Traumgänger“, eine kleine Reihe mit Leseförderung, auch für Kids ab 11 Jahren.
Der Antrieb für mich an einem Projekt ist IMMER der Spaß – und den hatte ich auch so was von bei „Irida“!
Was mich in diesem Fall sehr reizte: den bekannten Motiven von Freundschaft, einer Jugendbande, Geheimnissen sowie Sagen neue Komponenten und Facetten zu verpassen. Und die Kids im besten Fall dazu zu bringen, nach der Lektüre von „Irida“ in ihrer eigenen Umgebung auf die Suche nach Legenden und Sagen zu gehen. „Local magic“, sozusagen … Es gibt auch Themen, von denen lasse ich die Finger, weil mir der Zugang fehlt. Oder das Interesse daran. Ich verrate nix! Kinder- und Jugendbücher gehören jedoch sicher nicht dazu.
Was ist beim Schreiben von Geschichten für Jüngere anders? Was mussten Sie vielleicht für eine Weile „vergessen“, was neu dazulernen?
Eigentlich gibt es keine gigantischen Unterschiede, abgesehen von etwas weniger komplexen Sätzen und expliziter Sprache, gerade wenn es zu heldenhaften Aktionen, unvermeidlichen Kämpfen oder gruseligen Stellen kommt. Diese Szenen finden natürlich statt, aber eben nicht mit einer FSK-18-Freigabe, wie in meinen Erwachsenenromanen, sondern deutlich familien- und kinderfreundlicher. Keine Sorge. Doch unheimlich soll es natürlich zugehen! Kinder mögen Spuk, Geheimnisse und Schaudergeschichten. Und ganz wichtig: Humor! Der gehört immer dazu, sei es in der Sprache oder via Situationskomik.
„Irida und die Stadt der Geheimnisse“ eröffnet eine Reihe – Mystery in einem kleinen Städtchen namens Hohenburg. Und mittendrin vier Freunde, die einem Geheimnis auf der Spur sind. Was können Sie über dieses Geheimnis verraten, ohne böse zu spoilern?
Uh, das ist natürlich schwierig! Sagen wir, es fängt zunächst harmlos mit einer illegalen Grabung durch Unbekannte in der Nähe eines römischen Freilichtmuseums an, und dann überschlagen sich die Ereignisse. Gibt es in Hohenburg etwa eine Anderswelt? Existieren die Sagengestalten aus den vielen Geschichten der Region wirklich? Und was hat es mit der Handvoll Einwohner des Städtchens auf sich – die wohl keine Menschen und schon gar nicht nett sind?
Irida und ihre Freunde haben definitiv jede Menge zu tun, und dabei geraten sie mehr als einmal in brenzlige Situationen.
Irida ist Ihre Hauptfigur. Sie ist 14 und fühlt sich als Außenseiterin. Klar, Pubertät und so – doch ist es wirklich nur die Verwirrung der Hormone, die Irida so empfinden lässt?
Pubertät ist ein Faktor, stimmt. Aber es gibt noch mehr! Eine Art Familiengeheimnis, dem ausschließlich Irida auf die Spur kommen kann – und von dem ihre Liebsten gar nichts ahnen. Das wird eine ziemliche Überraschung für alle. Und trotzdem hat Irida es immer geahnt … Und das mitten in den ohnehin schon aufregenden Abenteuern in Hohenburg!
Die „Furchtlosen“ – so nennt sich der Freundeskreis um Irida mit Jeremy, Cedric und Jinjin. Plötzlich scheinen uralte Sagen und Legenden in ihrem Leben eine wichtige Rolle zu spielen. Was fasziniert Sie an diesen alten Geschichten? Und wie verknüpfen Sie sie mit dem Neuen, mit der Gegenwart?
Märchen, Sagen und Legenden waren als Kind mein Erstkontakt mit der Fantastik – wie vermutlich bei den meisten Menschen auf der ganzen Welt. Jene alten Geschichten begeistern Kids seit Jahrhunderten. Diese Märchen, Sagen und Legenden gehen von magischer Realität aus, das heißt: Normale Menschen stolpern ins Übersinnliche, das ein Teil des Lebens ist, und erleben Abenteuer. Was liegt da näher, als einen modernen Rahmen zu bieten?
Im Fall von „Irida“ ist das Städtchen Hohenburg an meine saarländische Heimatstadt Homburg angelehnt, einschließlich mancher Orte, die im Buch vorkommen. Wenn auch leicht verändert. Wer also sehen und erleben möchte, wo sich Irida und die Furchtlosen herumtreiben, kann die Stellen besuchen, wie die Schlossberghöhlen, die römischen Ausgrabungen, die ehemalige Freilichtbühne Rabenhorst, die Klosterruine Wörschweiler und vieles mehr. Ich empfehle unbedingt einen Besuch! Im Sommer sind die Höhlen auch angenehm kühl.
Parallel entspringen etliche Figuren der Anderswelt in „Irida“ saarländischen Sagen. So entsteht die Mischung aus Erfundenem und Realem, die Verknüpfung aus bekannten Geschichten und Neuem. An Orten, die man erwandern und erfahren kann. Mehr geht nicht. Und wer weiß, wer sich bei Besuchen in den Höhlen so alles zeigt?
Sie beschreiben die vier Charaktere der „Furchtlosen“ liebevoll und detailliert. Wann sind Sie mit einer erschaffenen Figur zufrieden und sagen zu sich selbst: „Ja, jetzt ist diese Figur so, wie ich sie haben wollte.“?
Das ist eine Mischung aus Festlegung im Vorfeld und Feinschliff in den Szenen, um Eigenheiten und Besonderheiten im Umgang mit anderen zu verdeutlichen. Dies gelingt durch Sprache, Gesten, Handlungsweise, aber auch Kleinigkeiten, wie beispielsweise Hobbys, Schmuck der Protagonisten und vieles mehr. Dann kommt das Bauchgefühl ab einem gewissen Punkt ins Spiel, das mir im Laufe der mehrmaligen Überarbeitungsdurchgänge vor dem eigentlichen Lektorat sagt: Jetzt passt es!
Ist wohl auch Übung. Schreiben bedeutet eben zu einem großen Teil doch Handwerk, das beherrscht werden will. Talent hilft, aber ohne Durchhaltevermögen und Disziplin wird’s eng. Und erwähnte ich bereits den Spaß, den man haben sollte? Unbedingt – sonst könnte ich irgendeinen Job machen.
Haben Sie eine Lieblingsfigur? Und wenn ja, warum?
Ach, ich mag alle meine Figuren, das vorweg. Sehr viel Spaß macht Ardo, der „spezielle Onkel“ von Irida, der als gut gelaunter Abenteurer durch die Welt zieht, um sagenhafte Schätze und Kreaturen zu finden, gleichzeitig unerschütterlich an das Übersinnliche und Übernatürliche glaubt. Er ist Iridas Anker, weil er überzeugt ist, dass es mehr als das Sichtbare auf der Erde gibt. Seine mit Fundstücken nur so zugerümpelte Villa Sonderbar dient den „Furchtlosen“ oft als Hauptquartier, solange er auf Reisen ist.
Dann gibt es noch etliche andere Nebencharaktere, auf die ich aus dramaturgischen Gründen nicht weiter eingehen möchte. Spoiler, Sie verstehen. Und natürlich Nooba, das allgegenwärtige Kaninchen… Wir wissen seit Monty Pythons „Die Ritter der Kokosnuss“ und der Musicalfolge von „Buffy“, dass man Kaninchen niemals unterschätzen sollte! Niemals!
Natürlich möchten wir gern wissen: Wann geht es mit Band 2 von „Irida“ weiter? Und was können Sie darüber schon verraten?
Ich plane all meine Romane, was bedeutet: Die Handlung steht als kompletter Plot, als Fahrplan, bevor ich mit dem Schreiben beginne. Somit komme ich stets zügig voran. Was soll ich sagen? Der zweite Band ist schon lange fertig und wird Anfang 2026 erscheinen! Inhaltlich müssen Irida und die Furchtlosen – man ahnt es – ein neues Rätsel lüften, von denen es in Hohenburg mehr gibt, als sie dachten. Und neue Ansätze beim Familiengeheimnis sorgen für Erstaunen. Das lässt sich jedoch nicht ohne Weiteres in Hohenburg lüften. Und nicht von Irida alleine …
Nun schweige ich aber. Aus dramaturgischen Gründen. Erneut.
Interview: Elf Ideen, 2025