»Isis entschleiert« ist ein großangelegter Mosaikroman zum Thema Schleier und Entschleierung, der das moderne Genre des Puzzle-Romans sichtlich auf nie betretene Stufen führt. Eine Romanfigur namens ausgerechnet Ulrich Holbein verläßt seine hausbackene Geliebte Rosi, um solo auf Reise zu gehen. Er schreitet Richtung Orient, um im Tempel der Isis die nackte Wahrheit zu sehen, d. h., den hierfür zuständigen Schleier zu lüften. Hierzu werden mehrere Entschleierungsvarianten durchgeführt: sieben an der Zahl. Einige Entschleierungen verlaufen glücklich und führen zu ekstatischer Einswerdung und Erleuchtungserlebnissen, doch auch das Gegenteil, die Apokalypse im Guckkasten, nimmt seinen Lauf.Normalerweise setzen Romanciers ihre Werke aus Worten zusammen. Holbein hingegen operiert in der »Isis« mit der nächstgrößeren Einheit: dem Zitat. Damit entsteht eine überschwappende, wahnwitzige Großcollage aus Literatur-, Film-, Gebrauchstext-, Volksmund-, und Selbstzitaten, Paraphrasen und Bildern - ein internationales Kollektivgebräu aus 5437 Zitaten von etwa 732 teilweise sehr unvereinbaren Dichtern, Denkern, Religionsstiftern, Obergurus, Ekstatikern, Ghostwritern und Illustratoren verschiedener Zeiten und Zonen, von Graf Zeppelin bis Albertus Magnus.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Am Anfang ist Rezensent Joachim Kalka noch frohen Mutes und führt in die Geschichte des Isisbildnisses von Sais ein, das schon Schiller und Novalis beschäftigte. Ulrich Holbein, "ein Mann von hoher Belesenheit", habe nun mit seinem Isis-Buch eine "Initiationswanderung" angetreten, und auf der "großen Suche nach der Wahrheit durch die große und kleine Literatur aller Zeiten geführt." Das heißt, er hat eine Erzählung ausschließlich aus Zitaten montiert. Zuerst wandert unser Kritiker noch wacker mit. Freut sich an aphoristisch aneinandergereihten Zitaten verschiedener Autoren, an hübschen Kunststücken und dem Arrangement von Bruchstücken. Aber schnell lassen seine Kräfte nach. Die Lektüre kommt ihm vor wie ein Bankett, bei dem man immer hungriger wird: "Es ist alles überreichlich da, aber es schmeckt rasch nach nichts." Ärgerlich auch, dass so gut wie jeder Verdacht des ästhetischen Scheiterns vom Autor mit einem launigen "Quod erat demonstrandum!" abgewiesen werden könne. Kalka kommt auch auf die Vorläufer der Holbeinschen Montagetechnik zu sprechen, nennt Benjamins "Passagen-Werk" oder Oswald Wieners "Die Verbesserung von Mitteleuropa". Aber an die will der inzwischen schwer atmende Kritiker das Buch nicht herankommen lassen, weil es bloß stumm auf Bedeutsames zeige. Irgendwann hat Kalka dann die Geduld verloren, spricht von "Holbeins pompösem Isis-Kaufhaus", aus dem er manches geliebte Zitat sogar mit Waffengewalt befreien möchte. Schließlich ist dann bloß noch von "Holbeins Ratatouille" die Rede. Ein seufzender, gequälter Leser tritt gegen Ende auch noch auf. Und das Erzählen? Es schleppt sich nachgerade am Leser vorbei, wie tot.
© Perlentaucher Medien GmbH
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