Hartmut Binder legt eine monumentale Bildbiographie zu Kafkas Leben und Werk vor. Nach jahrzehntelangen Recherchen kann Binder erstmals alle Lebensphasen des Prager Autors umfassend mit historischen, großenteils unveröffentlichten Fotografien anschaulich vergegenwärtigen. Binders Kommentare zu den einzelnen Abbildungen erläutern die lebensgeschichtlichen Hintergründe, die nun vielfach in neuem Licht erscheinen. Die chronologisch angelegte Darstellung legt besonderes Gewicht auf die bisher von der Forschung vernachlässigten Reisen und Kuraufenthalte Kafkas. Die Einbeziehung bisher unbeachteter Quellen und zahlreicher unbekannter Erinnerungen von Zeitzeugen lässt Kafkas Welt plastischer vor Augen treten und an Detailschärfe gewinnen. Reich dokumentiert ist die zeitgenössische Topographie Prags als Ambiente Kafkas. Ein opulenter Bildspaziergang durch Kafkas Leben und Werk.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Zwei Bände, die miteinander nicht minder konkurrieren als es die einander nicht in Liebe zugeneigten Verfasser tun, stellt Hubert Spiegel in Parallelrezension vor. Beider Ehrgeiz, die Welt, in der Kafka lebte, als Kafka-Welt vorzustellen, ist, so Spiegel, nicht zu übersehen. Obwohl es vieles in beiden Büchern und also zweimal gibt, sind die Unterschiede doch sehr prägnant. Während Klaus Wagenbach in "Franz Kafka. Bilder aus seinem Leben" Prägnanz und Begrenzung vorzieht, ist Binder von der Sorte der den Leser mit Material überhäufenden Biografen, der das Leben seines Gegenstands mit möglichst vielen Bildern und Fakten möbliert. So muss auch noch der Brunnen gezeigt werden, von dem Kafka bedauernd schreibt, er habe ihn, da er vor seiner Geburt abgerissen wurde, niemals gesehen. Dafür sieht ihn auf dem Foto der Leser. Und er erfährt auch den Namen des Bildhauers, dessen Werke das Haus des Arztes von Kafka schmückten. Das, hier wird Spiegel doch einmal deutlich, wollte nun wirklich keiner wissen. Ansonsten fühlt er sich ausdrücklich erschlagen, räumt aber ein, dass es Aficionados eines solchen Erschlagenwerdens gibt, die mit Binders Buch ganz sicher glücklich, wenn nicht überglücklich werden dürften.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH







