Dies ist die erste zusammenfassende Studie über den römischen Herrscherkult. In einem ersten chronologischen Hauptteil werden die antiken Quellen - literarische, epigraphische, numismatische, papyrologische und archäologische - auf Äußerungen zum Kult des Kaisers als lebenden Gott untersucht. Der Unter-suchungszeitraum erstreckt sich von der Zeit Caesars bis zum Ausklang der Spätantike im 6. Jahrhundert. Ein zweiter systematischer Hauptteil ist zunächst den unterschiedlichen Ausdrucksmöglichkeiten des Kultes gewidmet: Verehrung von Genius und Numen, Bedeutung der Büsten und Statuen der Kaiser sowie der Angehörigen ihrer Familie. Ferner geht es um die Verehrung des Herrschers in der Bevölkerung, um seine Rolle bei Krankheiten und im alltäglichen Leben sowie die Verehrung der lebenden und toten Herrscher in Kulten auf unterschiedlichen Ebenen: im privaten Bereich, in städtischen, provinzialen und Reichspriesterschaften. Desweiteren wird die Divinisierung und Konsekration der verstorbenen Kaiser erörtert. Ausführlich werden die Auseinandersetzungen des Christentums mit dem Kaiserkult, aber auch dessen Auswirkungen auf das Christentum diskutiert.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Die Leistung des Frankfurter Althistorikers Manfred Clauss ist es, so Rezensent Uwe Walter, ohne Wenn und Aber die Gottesverehrung der römischen Kaiser zu behaupten und empirisch zu belegen. Clauss streife dabei auch die herrschafts- und religionssoziologische Bedeutung dieses Kultus, die Instrumentalisierung als Herrschaftsmittel, wenn neben Natur- und traditionellen Gottheiten die jeweiligen Herrscher des Riesenreiches als Götter verehrt werden. Widersprechen will Walter jedoch dem Eindruck, die Götter seien ohne Verstand verehrt worden. Dies findet der Rezensent um so unwahrscheinlicher als die später aufbrechenden Dispute um Jesus von Nazareth in Rom doch "atemraubend subtil" geführt wurden. Der Preis, den Clauss für die Klarheit seiner Prämissen und Darstellung zahle, ist eine Ausblendung der Bedeutung, die die Vorstellung von Gott und Göttlichkeit für das politische System Roms hatten, urteilt Uwe Walter.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Das umfassende Standardwerk zum Thema 'Kaiserkult' ist diese Untersuchung. Sie beschreibt die vielen Ausprägungen des Herrscherkultes und seine starke Verbreitung über kulturelle, Standes- und Berufs-Grenzen hinweg. Oft ist aus den Quellen nicht erkennbar (und auch nicht zu trennen), ob jemand religiös motiviert oder aus politischer Loyalität opfert. Wichtig ist die große Integrationskraft, die dieser gemenisame Kult für alle Bürger hatte, geeint in der gemeinsamen Erwartung an den 'soter', den Retter. M. Clauss untersucht Quellen auf das Verhältnis der Christen zum Kaiserkult hin und beschreibt ebenso das Weiterleben der paganen Kaiserverehrung weit in die Zeit der christlichen byzantinischen Zeit hinein!"
Welt und Umwelt der Bibel, Stuttgart, Nr. 3, 2002
Welt und Umwelt der Bibel, Stuttgart, Nr. 3, 2002







