Ein Angriff auf unser VergnügenIn Indonesien hat ein ehemaliger Foltergeneral 2024 die Präsidentschaftswahl gewonnen - maßgeblich mit Hilfe einer TikTok-Kampagne. Die Putin-Propaganda setzt auf Popsänger wie den jungen Shaman, der durch aggressive Lieder wie »Ich bin Russe« ein Millionenpublikum erreicht. Die AfD fasziniert durch emotionale, schnell geschnittene Videos auf Tik Tok ein junges Publikum, indem sie statt über Politik über Liebesbeziehungen, Pornografie und Hass als Fun spricht.Populisten kopieren erfolgreiche Strategien der Popkultur und nutzen sie für ihre Zwecke. Filme, Musik, Bücher und Computerspiele werden zu Schauplätzen für Lügen, Politik und Propaganda. Genau dort, wo sich Menschen entspannen, nach Unterhaltung und Ablenkung suchen, setzen die subtilen Manipulationen an. So verwischen die Grenzen zwischen Realität und Wirklichkeit.Die Gleichzeitigkeit von Unterhaltung und politischer Botschaft ist ein geschickter Trick, alle Aussagen in der Schwebe zu halten.Das Buch zeigt Wege auf, wie man diesen Angriffen begegnen kann.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Ein starkes Buch mit einem allerdings gewichtigen Schönheitsfehler legt Gernot Wolfram Rezensent Marko Martin zufolge hier vor. Der Kulturwissenschaftler Wolfram beschäftigt sich mit Strategien der Neuen Rechten, die er aus einer internationalen Perspektive untersucht, AfD-Werbetexte kommen genauso vor wie der Spektakel-Wahlkampf des indischen Präsidenten Modi. Gemeinsam ist diesen Beispielen, dass Rechte Politik in ein Spiel verwandeln, das Fakten auf die Dauer in Beliebigkeit auflöst und Empathie ausschließt, liest der Rezensent. Was dagegen tun? Sich nicht im Elfenbeinturm beziehungsweise in der eigenen Bubble einschließen, empfiehlt Wolfram den Gegnern der Rechten, vielmehr sollte man Begegnungsorte schaffen, die für alle einladend sind und auch nicht immer defätistisch das bereits erreichte schlecht reden. Soweit ist Martin einverstanden, allerdings fragt er sich, warum Wolfram ein Thema komplett ausspart, nämlich den immer mehr um sich greifenden linken Antisemitismus. Es hätte diesem sonst klugen Buch gut getan, meint der Rezensent, wenn es dazu nicht geschwiegen hätte.
© Perlentaucher Medien GmbH
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