Dass er »zu sicher gelebt hat«, begreift Charles mit Anfang 60, kurz vor seinem Ruhestand. Als seine Frau Maude ihm eröffnet, dass ein anderer Mann fortan das Haus mit ihnen teilen soll, setzt er ihrem Traum zunächst einen eigenen entgegen: einmal im Leben durch den Ärmelkanal zu schwimmen. Das Wasser - stark, anziehend, gefahrvoll - verändert Charles' Sicht auf sein Leben: auf die drei Sommer der Liebe in den Siebzigern, menschliche Leidenschaften, gescheiterte Utopien.Mit beeindruckender poetischer und psychologischer Intensität, sinnlich und humorvoll erzählt Ulrike Draesner die Geschichte einer Kanalüberquerung, die äußere wie innere Grenzen testet. Ein Aufbruch im Alter, ist das möglich? Gelten die frühen Ideale noch - oder wieder? Der Kanal ist kalt, die Strömung mächtig. Am Ende wird Charles klar, dass er nicht über seinen Schatten springen muss. Er kann ihn durchschwimmen.
© BÜCHERmagazin, Ingeborg Waldinger (wal)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensentin Wiebke Porombka liest Ulrike Draesners neuen Roman als "literarisches Gegenstück" zu deren im vergangenen Jahr erschienenen Essay "Eine Frau wird älter". Denn hier wie dort verhandelt die Autorin ohne Heilsversprechen, aber mit "beglückenden Einsichten" Krisen, Zukunftsängste und Selbstfindung, erklärt die Kritikerin. Mehr noch: Wenn ihr Draesner von dem Biochemiker Charles erzählt, der kurz vor dem Ruhestand mit einer alten Lebenslüge konfrontiert wird und in Folge beschließt, allein den Ärmelkanal zu durchschwimmen, vernimmt Porombka zwar durchaus das Rauschen von Hemingways "Santiago" oder Melvilles "Ahab" im Hintergrund. Dank Draesners zarter Poesie und ihrer "feinsinnigen" Romankonstruktion bekommt das alte Thema des männlichen Eroberers des Meeres aber einen weiblichen Kontrapunkt, schließt die Rezensentin.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Ein faszinierender Erkenntnistrip, höchst dramatisch, tragikomisch und überraschend.« BÜCHER magazin







