Thomas Nipperdey wird mit seltener Einmütigkeit zu den großen Historikern gezählt. Vor allem seine drei Bände zur deutschen Geschichte von 1800 bis 1918 haben diesen Ruhm begründet. Nicht ganz so bekannt wie das Hauptwerk sind seine glanzvollen historischen Essays, auch weil sie oft an nur Fachleuten zugänglicher Stelle publiziert wurden. Paul Nolte hat eine Auswahl aus diesen Essays zusammengestellt, die noch einmal Nipperdeys meisterhafte Fähigkeit demonstrieren, komplexe historische Konstellationen bestechend klar zu analysieren und zugleich literarisch fesselnd darzustellen. Noltes Nachwort stellt uns diesen Ausnahmehistoriker vor, dessen Essays für jeden historisch interessierten Leser vor allem eines sind - ein Lektüregenuss.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Mit gemischten Gefühlen hat Rezensent Kim Priemel den nun vom Berliner Zeithistoriker Paul Nolte unter dem Titel "Kann Geschichte objektiv sein?" herausgegebenen Band mit Aufsätzen und Essays von Thomas Nipperdey gelesen. Der zur Neuauflage der "Deutschen Geschichte von 1800 bis 1918" konzipierte Band sei keine Lektürehilfe, betont der Kritiker, der hier zwar noch einmal Nipperdeys zentrale Punkte, etwa die Entstehung der bürgerlichen Gesellschaft und ihre Modernitätserfahrungen, nachliest. Abgesehen von dem Aufsatz über die "anthropologische Dimension der Geschichtswissenschaft", in dem auch Wahrnehmungen und Emotionen als historischer Gegenstand erschlossen werden, erfährt der Rezensent hier allerdings wenig Aktuelles. Nichtsdestotrotz liest er interessiert, wenn auch mit einigen Schwierigkeiten, Nipperdeys kenntnisreiche und äußerst komplexe Überlegungen etwa zu "Nationalidee und Nationaldenkmal" oder seine ironischen Spitzen gegen die Bielefelder Sozialhistoriker.
© Perlentaucher Medien GmbH
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