Die Bischofsstuhlbesetzungen in zwei italienischen Kirchenprovinzen (Mailand und Salerno) von der Zeit des Pontifikates Innozenz XI. bis zu Leo XIII. werden sowohl unter behörden- als auch sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten untersucht. Die Auswertung von umfangreichem Archivmaterial aus dem Vatikanischen Geheimarchiv und von Quellen aus Archiven in Rom, Neapel, Mailand, Venedig und Wien und zahlreichen kleineren italienischen Kommunen erlaubt einen ungewöhnlichen Einblick in die Beziehungen des Papsttums zu den italienischen Staaten und in die Sozialgeschichte der italienischen Kirche. Das Oszillieren zwischen Personalpolitik und Personalbürokratie, zwischen Machtinteressen und Kriterienanforderungen wird über mehr als zwei Jahrhunderte verfolgt. Die unterschiedlichen Sozialformen der katholischen Kirche in Nord- und Süditalien werden in ihrem jeweils eigenen zeitlichen Beharrungsvermögen sichtbar gemacht. Während die Sozialgeschichte Norditaliens in der Neuzeit im deutschen Sprachraum besser bekannt ist, sind deutsche Arbeiten über die Gestalt Süditaliens in der Neuzeit erheblich seltener. Der in dieser Studie angestellte Vergleich relativiert unser vornehmlich an west- und nordeuropäischen Gegebenheiten orientiertes Bild der sozialgeschichtlichen Entwicklung der Führungseliten in der frühen und späteren Neuzeit.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Wie wird man Bischof? Gibt es für diesen Beruf ein festes Laufbahnprofil? Gibt es nicht, hat Markus Völkel in Erfahrung gebracht, handelt es sich doch eher um eine Berufung von höchster Stelle. Gar nicht genug loben kann man seiner Meinung nach diese vorzügliche Quellenstudie und zugleich Habilitationsschrift des Historikers Martin Papenheim. Schließlich habe der Vatikan seine Personalentscheidung immer mit höchster Geheimhaltung gehandhabt: In der Beziehung habe Papenheim ungeheure Interna zu Tage gefördert. Im Prinzip gab es nur zwei Modelle der Bischofsernennung, berichtet Völkel: entweder entschied der Papst mehr oder weniger im Alleingang oder ein Kurienausschuss befasste sich mit der Angelegenheit. Wie die Kirche ihre Interessen durchsetzte, unterschied sich nicht wesentlich vom Positionsgerangel innerhalb eines Staates, stellt Völkel fest. Einer war "des anderen Schüler und Meister", schreibt er und nutzt die Gelegenheit, Papenheims "gediegene" Studie gegen die geplante Juniorprofessur anzuführen, bei der für solcherlei entlegene Themen keine Zeit und keine Mittel mehr blieben.
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